Mit einem Feierabendbier tut man seiner Darmflora womöglich einen Gefallen. Und falls die Leber nicht mehr mitmacht: Keine Sorge, durch ein mehrtägiges Zeitfenster für die Transplantation findet sich nun auch leichter ein passendes Spenderorgan.
Wer sich zum Abendessen gerne mal ein kleines Bier gönnt, der spitze die Ohren: In Maßen könnte sich das förderlich auf die Darmgesundheit auswirken. Zu diesem Schluss kommen jedenfalls portugiesische Forscher in einer Studie im Journal of Agricultural and Food Chemistry. Sie untersuchten in einer Pilotstudie den Einfluss des täglichen Bierkonsums auf das Darmmikrobiom.
Die Billionen Mikroorganismen im menschlichen Magen-Darm-Trakt haben bekanntlich einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden ihres Wirtes, auch wenn die genauen Mechanismen dahinter noch nicht verstanden sind. Klar ist aber: Ist die Bakterienvielfalt im Darm größer, geht es dem Mensch besser – beispielsweise ist das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten oder Diabetes geringer. Durch bestimmte Inhaltsstoffe wie Polyphenole oder aus dem Gärprozess verbliebene Mikroorganismen kann Bier diese Mikrobenvielfalt beeinflussen; die Rolle des Alkohols ist dabei unklar.
In der Doppelblindstudie wurden nun 19 männliche und gesunde Probanden nach Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Beide sollten 4 Wochen lang täglich ein Bier (330 ml) zum Abendessen trinken – eine Gruppe alkoholfreies, die andere Gruppe alkoholhaltiges Bier. Die Forscher stellten fest, dass Körpergewicht, BMI und verschiedene kardiometabolische Serummarker der Probanden über die vier Wochen unverändert blieben. Anhand von Stuhlproben konnten die Forscher aber nachweisen, dass sich die bakterielle Vielfalt des Darmmikrobioms in beiden Gruppen vergrößert hatte – unabhängig vom Alkoholgehalt.
Da eine Kontrollgruppe fehlt, lässt sich natürlich nicht sicher belegen, ob der Effekt wirklich auf den Bierkonsum zurückzuführen ist oder auf andere Faktoren. Dennoch stellen die Forscher fest, dass eine tägliche Flasche Bier für die Darmgesundheit von Männern förderlich sein könnte, egal ob alkoholhaltig oder -frei. Die gesündere Wahl dürfte dabei aber wohl letzteres sein.
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Bei Transplantationen muss es schnell gehen: Bisher übliche Methoden zur Organpräservierung erlauben nur ein schmales Zeitfenster von weniger als 12 Stunden für Entnahme, Beurteilung, Transport und die finale Transplantation. Die Folge ist, dass potentiell transplantationsfähige Spenderorgane abgewiesen werden müssen, wenn das Einhalten dieses Zeitfensters nicht möglich ist. Geht es nach Schweizer Wissenschaftlern, gehört dies bald der Vergangenheit an: Ihnen gelang eine Lebertransplantation 3 Tage nach Entnahme. In Nature Biotechnologies berichten sie von diesem spektakulären Fall.
Bereits 2015 entwickelte das Team eine komplexe Maschine zur normothermischen (37 °C) ex-situ Perfusion – eine Technik, die bisher erprobt wurde, um die Qualität von Transplantaten zu erhöhen. Mit diesem Apparat gelang es den Schweizern bereits, porkine und humane Lebern für mehrere Tage lebensfähig zu halten; eine Transplantation in den menschlichen Körper wurde jedoch bisher nicht durchgeführt.
Im Mai 2021 erhielten die Forscher dann das Organ einer 29-jährigen Spenderin. Da dieses einen Tumor unklarer Art enthielt, und die Spenderin zudem an einer Sepsis mit multiresistenten Keimen litt, wurde es von allen anderen Zentren abgelehnt. Das Forscherteam nahm sich der Aufgabe an: Nach Anschluss an das Perfusionsgerät wurde das Organ mit Breitband-Antibiotika behandelt; eine Untersuchung des Tumors zeigte, dass dieser nicht bösartig war. Nach akribischen Untersuchungen und in Rücksprache mit einem internationalen Beratungsgremium wurde das Organ als transplantationsfähig eingestuft und nach 68 Stunden maschineller Perfusion transplantiert.
Bei dem Empfänger handelte es sich um einen 62-jährigen Mann, der unter fortgeschrittener Leberzirrhose und hepatozellulären Karzinomen litt, und der unter normalen Umständen wohl kaum rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen hätte. 12 Tage und ein paar post-operative Komplikationen später konnte der Mann jedoch aus dem Krankenhaus entlassen werden und innerhalb von 2 Monaten wieder zu seiner normalen Lebensqualität zurückkehren. Das 1-Jahres-Follow-up sieht dabei gut aus: Die Leber arbeitet normal und es gibt keine Hinweise auf Verletzungen durch die Perfusion oder einer Abstoßung.
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Die eigene Körpergröße beeinflusst viele Aspekte Lebens –auch das Risiko für Krankheiten. Diverse Studien haben die Körpergröße nun schon mit verschiedenen häufigen Erkrankungen wie Herzerkrankungen, Diabetes und Krebs in Verbindung gebracht. Bisher war es allerdings schwierig festzustellen: Liegt das erhöhte oder niedrige Risiko wirklich an der Körpergröße, oder vielmehr an anderen Faktoren wie Ernährung und sozioökonomischem Status, die die Körpergröße mitbestimmen?
Um diese Störfaktoren auszuschalten, untersuchte nun ein US-amerikanisches Forscherteam den Zusammenhang zwischen zahlreichen Erkrankungen und der tatsächlich gemessenen Körpergröße, sowie der genetisch vorhergesagten Körpergröße. Dazu nutzen sie Daten aus dem „Million Veteran Program“, das gesundheitliche und genetische Daten von mehr als 280.000 Menschen lieferte.
Untersucht wurden über 1.000 verschiedene klinische Merkmale, wovon 345 mit der tatsächlich gemessenen und 127 unabhängig davon auch mit der genetisch vorhergesagten Größe assoziiert waren. So konnten die Forscher frühere Erkenntnisse bestätigen: Eine hohe Körpergröße ist mit einem höheren Risiko für Vorhofflimmern und Krampfadern verknüpft, dafür aber auch mit einem geringeren Risiko für koronare Herzkrankheiten, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte. Weiterhin konnten sie ein erhöhtes Risiko für periphere Neuropathien bei großen Menschen festellen, sowie für Haut- und Knocheninfektionen insbesondere an den Beinen und Füßen.
Die Körpergröße könnte laut Aussage der Autoren also einen unerkannten, nicht modifizierbaren Risikofaktor darstellen; weitere Studien seien allerdings noch erforderlich, um die Zusammenhänge im Detail aufzuklären. Solche künftigen Studien würden auch von der Einbeziehung einer noch größeren und vor allem diverseren Studienpopulation profitieren: Hier bestand sie zu > 90 % aus Männern europäischer Abstammung.
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Bildquelle: Brad, unsplash.