Die ebay-Welle hat als ganz eigene Variante das deutsche Gesundheitswesen erfasst: im Internet können Ärzte auf Anfrage des Patienten ihren Kostenplan einstellen - wer seine medizinischen Leistungen am günstigsten anbietet, gewinnt. Trotz zufriedener Ärzte und Patienten droht das juristische Aus.
Was auf ersten Blick wie der gelungene PR-Gag gewiefterMarketingstrategen aussieht, entpuppt sich bei näherem Betrachten alskleine Revolution. Denn erstmals bietet ein Online-Portal Patienten dieMöglichkeit, medizinische Leistungen nach ökonomischen Gesichtspunktenzu ersteigern. Für Ärzte erweist sich das Modell ebenfalls alswirtschaftlich sinnvolle Ergänzung zum Tagesgeschäft - in Zeitensinkender Praxis-Realeinkommen bieten die Auktionen eine Chance,zusätzliche Klientel zu gewinnen und, im Falle guter Arbeit,langfristig zu behalten.
Einfach, aber genial
Das Prinzip der Auktionsplattform www.arzt-preisvergleich.de istsimpel. Nach der einmaligen, kostenlosen Registrierung kannder Patient sein Leistungsgesuch oder einen bereits vorhandenen Heil-und Kostenplan eingeben. Ärzte, die sich zuvor bei Arzt-Preisvergleicheingetragen haben, dürfen nun aus den Weiten des WWW heraus bieten: siegeben an, wie viel die gerade angeforderte Behandlung bei ihnen kostenwürde. Nun kann der Patient verfolgen, was die Ärztegemeinschaft zubieten hat. Die fünf preiswertesten Angebote schließlich erscheinen aufdem Monitor. Sie sind nach Preis, Entfernung zum Wohnsitz und demProfil des Arztes aufgelistet.
Doch im Vergleich zu richtigen Auktionen gewinnt hier, wer die meisteErsparnis für den Patienten liefert. Bis zu 40 Prozent und mehr lassensich nach Angaben der Portal-Betreiber auf diese Weise einsparen. Hatder Patient die Leistung des Arztes gebucht, ist die Sache noch langenicht beendet. Erst wenn es zum Beratungsgespräch zwischen Arzt undPatienten kommt, und sich dieser bei seinem neuen Arzt wirklich gutaufgehoben fühlt, ist der Deal perfekt. Auf diese Weise unterscheidetsich das Modell wohltuend von den reinen Online-Auktionshäusern - ohnepersönliches Gespräch zwischen Arzt und Patient läuft bei Arzt-Preisvergleichschon aus juristischen Gründen nichts, denn medizinische Beratungen viaInternet sind in der Bundesrepublik nach wie vor verboten. Wer sichjedoch als Arzt für die Behandlung des neuen Patienten entscheidet,muss sich an die Regeln halten. Und die sind durchaus hart - aber fairfür beide Seiten.
Strenge Regeln schützen vor Pfusch
Damit beispielsweise die angebotenen Discount-Preise nicht zumTherapie-Desaster für den Patienten mutieren, stimmen die teilnehmendenDoktoren auch folgender Finesse zu: nach der Behandlung gibt derPatient seine Bewertung ins Online-System ein. Wer als Arzt - über dieAuktion - für deutlich weniger Geld als seine Mitbewerber dennoch einequalitativ hochwertige Arbeit leistet, avanciert auf diese Weiseschnell zum Patienten-Magnet. Wer indes pfuscht, um über Umwege dochnoch zu sparen, wird von der Community durch Negativbewertungen hartbestraft. Dass teilnehmende Ärzte ihr Handwerk bestens beherrschensollten, versteht sich angesichts eines weiteren Qualitätsmerkmals derAuktionsplattform nahezu von selbst. Bis zu drei Jahren nach dererfolgten Behandlung dürfen Patienten ihre bereits abgegebene Bewertungändern - etwa dann, wenn die eingesetzte Krone nicht hält, oder dieLeistung im Nachhinein Mängel aufweist.
Immerhin: Während sich der Rest der Republik in Streiks undendlosen Debatten zwischen Politik, Ärzten und Patienten verliert,finden Ärzte und Patienten im zugegeben harten, aber fairen System deseinzigartigen Portals das, was alle glücklich stellt: gute medizinischeLeistungen zu akzeptablen Preisen. Mittlerweile wollen die erstenKrankenkassen auf das Portal zugreifen, um die Flucht ihrer Patientenins Ausland zu verhindern. Bezahlbare medizinische Leistungenanzubieten, so das Fazit eines Besuches bei Arzt-Preisvergleich, kannauch in Deutschland funktionieren.
Doch das ökonomisch sinnvolle Konzept von Angebot undNachfrage in der Medizin stößt ausgerechnet da auf Widerstand, wo manihn am wenigsten vermuten würde. Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) steht dem Konzept nicht nur skeptisch gegenüber. Die BLÄKbefürchtet auch den unlauteren Wettbewerb zwischen Ärzten - diesedürften sich schließlich nicht gegenseitig unterbieten. Nun soll aufVeranlassung der BLÄK die Wettbewerbszentrale Klarheit schaffen - bises dazu kommt, darf weiter geboten werden.