Immer häufiger stehen Ärzte vor der Frage, wie sie mit ihrer Praxis online gehen sollen. Arztspezifische Angebote existieren. Aber lohnt sich der finanzielle Mehraufwand überhaupt? Reicht ein simpler, kommerzieller DSL-Anschluss nicht völlig aus? Die Sache ist noch nicht ausgefochten...
Nachdem sie lange Zeit eher etwas für Besserverdienende waren, befinden sich DSL-Anschlüsse seit einiger Zeit kostenmäßig im Sinkflug. Vor allem in Verbindung mit Voice over IP-Telefonie (VoIP) ist Geld mittlerweile kein Argument mehr gegen die Anschaffung einer Breitband-Flatrate. Gerade in den Städten überraschen häufig mit wenig bekleideten Frauen werbende Anbieter mit und ohne eigenem Netz mit immer neuen Billigtarifen.
DSL: Wer mit jungen Frauen wirbt, ist günstig...
Normaltelefonierer, die sich für eine DSL-Flatrate ohne Nutzung von VoIP entscheiden, kommen mittlerweile bei den unterschiedlichsten Anbietern mit Gesamtkosten von 40 bis 50 Euro hin. Darin enthalten sind außer einer DSL-Flatrate die durchschnittlichen monatlichen Telefonkosten via ISDN-Anschluss. Vieltelefonierer, die bei Arcor rund 60 Euro im Monat investieren, erhalten außer einem ISDN-Anschluss und einer DSL-Flatrate mit einer Übertragungsrate von 6000 Kilobit pro Sekunde downstream, also beim Herunterladen, auch noch eine Telefon-Flatrate ins deutsche Festnetz. Im Klartext: Zusatzkosten fallen nur noch für Handy- und Auslandstelefonate an. Bei Alice gibt es derzeit für knapp 45 Euro 2000 Kilobit und für knapp 50 Euro sogar 16.000 Kilobit inklusive Telefon-Flatrate ins deutsche Festnetz. Anders als Arcor, das über ein eigenes Netz verfügt, ist Alice genauso wie 1und1, Freenet, GMX und andere ein so genannter Resale-Anbieter. Es kommen also noch die Anschlussgebühren der Telekom hinzu, die derzeit je nach Anschluss bei gut 15 Euro im Monat beginnen. Alles in allem sind die kommerziellen DSL-Anbieter preislich vergleichbar. Wer für einen mittelschnellen DSL-Anschluss inklusive Telefonanschluss und Telefongebühren mehr als 60 Euro bezahlt, ist entweder ausgesprochener Vieltelefonierer mit reichlich Anrufen an Mobiltelefone oder ins Ausland, oder er ist selbst schuld. Einen guten Überblick erhalten Ratsuchende unter anderem auf der Webseite teltarif.de.
DSL-Flatrate geht auch doppelt so teuer
Wie sieht es nun mit den Angeboten aus, die speziell auf Ärzte zielen? Hier werden von Unternehmen wie dem Deutschen Gesundheitsnetz DGN oder der CompuGroup-Tochter telemed geschlossene Netzlösungen angeboten, die auf verschiedenen Sicherheitsstandards basieren. Gearbeitet wird in der Regel mit einem Virtual Private Network (VPN) oder einer vergleichbaren Verschlüsselungslösung. Bei dieser Variante des Onlinezugangs muss sich der Nutzerregistrieren, um ins Internet zu gelangen. Typischerweise verschafft er sich über eine Chipkarte Zugang. Die Daten werden durch eine Art verschlüsselten Kanal übertragen, der eine ähnliche Funktion erfüllt wie eine Firewall. Das gilt als sicherer als die offene Internetvariante und wird von den Unternehmen entsprechend beworben. Tenor: Wer mit einem Rechner ans Internet geht, auf dem auch Patientendaten liegen, der tue gut daran, auf Nummer sicher zu gehen. Wie zu erwarten lassen sich die auf Ärzte spezialisierten Anbieter diese zusätzliche Sicherheit, die meist auch noch mit dem anbrechenden Zeitalter der Chipkarten-Telematik begründet wird, teuer bezahlen. DGN beispielsweise verlangt für eine heutzutage als langsam anzusehende DSL-Flatrate mit einer Downstream-Übertragungsrate von 2000 Kilobit pro Sekunde laut Tariftabelle satte 50 Euro. Dazu kommen die Anschlussgebühren der Telekom und sämtliche Telefonkosten. Telemed erreicht ähnliche Dimensionen. Während man also bei Alice 65 Euro für eine DSL-Flatrate mit 16.000 Kilobit bezahlt und damit auch noch unbegrenzt ins Festnetz telefonieren kann, kommen auf Ärzte spezialisierte Anbieter auf denselben Betrag mit einem achtmal langsameren Anschluss und ohne Telefon.
Wer sagt eigentlich, was sicher ist und was nicht?
"Zusätzliche Sicherheit kostet eben Geld", lässt sich einwenden, eine These, die sich natürlich auch die Anbieter der VPN-Lösungen zu eigen machen. Die Frage ist, wie weit dieses Argument wirklich trägt. Tatsache ist, dass bei der Gesundheitstelematik, Stichwort elektronische Gesundheitskarte, derzeit alles auf eine geschlossene Netzlösung zuläuft. Tatsache ist aber auch, dass es nicht wenige gibt, die diese Hochpreislösung in Frage stellen. Begründung: Dass ein herkömmlicher DSL-Anschluss, der über eine aktuell gehaltene Sicherheitssoftware geschützt ist, datenschutztechnisch verletzlicher sein soll als die "geschlossene" Variante, die streng genommen ja genauso Internet-Technik verwendet, sei unbewiesen. Rückendeckung bekam diese Argumentation kürzlich vom Landesbeauftragten für Datenschutz in Schleswig-Holstein. Der hat nämlich der Kommunikationslösung Turbomed net, einer auf Chat-Technik basierenden Variante der gesicherten Datenübertragung zwischen niedergelassenen Ärzten, ein Gütesiegel verliehen. Dieses Werkzeug, mit dem Nutzer der Praxis-EDV Turbomed und prinzipiell auch andere Ärzte Patientendaten übertragen können, ist explizit nicht an ein "geschlossenes" Netz gebunden. Mit der Erteilung des Siegels verließ demnach einer der namhaftesten Datenschützer mit medizinischer Sachkenntnis die Phalanx derer, die nur "geschlossene" Netze für sicher genug halten. Was das für die Zukunft der Gesundheitstelematik bedeutet, ist derzeit noch etwas unklar. Wer sich aber, Stand heute, in seiner Arztpraxis für einen Standard-DSL-Anschluss entscheidet, muss sich zumindest nicht mehr nur auf seinen Geldbeutel berufen. Er hat auch die Schützenhilfe eines angesehenen Datenschützers.