Viele Frauen achten auf ihr Gewicht. Mit der Menopause geht der Kampf gegen überzählige Pfunde dann meist in eine neue Runde. Eine Diät jagt die nächste. Dabei könnte es so einfach sein, wie Forscher jetzt herausgefunden haben. Macht eine Scheidung wirklich schlank?
Eine große prospektive Kohortenstudie brachte es jetzt ans Licht: Frauen in der Postmenopause profitieren gesundheitlich, wenn sie geschieden sind oder dauerhaft getrennt leben. Droht nun die große Scheidungswelle? Wohl kaum. Die Forscher werteten Daten von insgesamt 79.094 postmenopausalen Frauen aus, die an der Women’s Health Initiative Observational Study (WHI-OS) teilgenommen hatten. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Ehestatus und bestimmten Gesundheitsparametern gibt.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Ehescheidung oder das Getrenntleben beider Partner mit einem kleineren Body-Mass-Index (BMI) und Taillenumfang assoziiert ist. Darüber hinaus ernähren sich geschiedene Frauen gesünder und sind körperlich aktiver. Gingen die Frauen nach der Menopause eine Ehe oder eheähnliche Beziehung ein, nahm in der Folge nicht nur ihr BMI, sondern auch der Alkoholkonsum gegenüber Unverheirateten zu. Diese neuen Ergebnisse stehen jedoch in großem Widerspruch zu früheren Arbeiten, denen zufolge eine Ehe oder Partnerschaft mit einer besseren Gesamtgesundheit und eine Scheidung mit einer höheren Sterblichkeit assoziiert war. Schlechte Karten also für die Männer? Nein. Denn die Scheidung bringt neben den in der Studie beschriebenen Vorteilen auch einen ganz erheblichen Nachteil für die Frauen. Geschiedene oder getrennt lebende Frauen fingen sehr viel häufiger mit dem Rauchen an als Verheiratete. Und Rauchen ist ganz sicher lebenszeitverkürzend.
Die Aussagen der vorliegenden Arbeit sind durch verschiedene Umstände limitiert. Zum einen ist der Beobachtungszeitraum sehr kurz, sodass keine Aussagen dazu getroffen werden können, ob die positiven Effekte bei geschiedenen Frauen nach der Menopause auch länger anhalten. Zum anderen erfasste der verwendete Fragebogen keine Daten zur Heiratsgeschichte der Frauen vorher – waren sie bereits mehrfach verheiratet oder wie lange hielt die bisherige Ehe? Darüber hinaus war die Auswahl der Frauen aus der WHI-OS nicht repräsentativ, denn der Anteil von sozioökonomisch besser gestellten Frauen überwog. Aus anderen Studien ist allerdings bekannt, dass der sozioökonomische Status einen großen Einfluss auf bestimmte Gesundheitsfaktoren und auch die körperliche Aktivität hat. Dennoch empfehlen die Studienautoren, bei Änderungen des Ehestatus auch auf die veränderbaren Gesundheitsfaktoren zu achten und den Frauen geeignete Beratungsangebote zukommen zu lassen. Oder ist es vielleicht sogar eine gute Idee, das Mann und Frau gemeinsam an ihrem Lebensstil arbeiten und so das eine oder andere Gesundheitsproblem der Ehe langfristig lösen? Dazu sagt die Studie leider nichts. Aber brauchen wir wirklich für alles eine Studie? Originalpublikation: Relationship Between Marital Transitions, Health Behaviors, and Health Indicators of Postmenopausal Women: Results from the Women's Health Initiative Randa M. Kutob et al., Journal of Women’s Health; doi: 10.1089/jwh.2016.5925; 2017