Eine sympathische Stimme aus dem Headset liest Wetterbericht, Horoskop oder Tagesschlagzeilen auf Befehl vor. Sinnliche Computer übermitteln Bilder, die man riechen, schmecken oder auch fühlen kann, z. B. aus dem Internet. Innovationen, mit der Blinde in Zukunft ihren Alltag besser meistern könnten....
High-Tech-Brille für Blinde
Die Blindenschrift ist oft die einzige Chance für Sehbehinderte, sich im Leben mehr recht als schlecht zurecht zu finden. Beim Lesen von „normal“ gedruckten Briefen, Zeitungen, Büchern oder Beipackzetteln von Medikamenten sind die Betroffenen auf die Unterstützung freundlicher Menschen angewiesen. Das könnte sich bald ändern. Forscher der Freien Universität Berlin und der Max-Planck-Gesellschaft haben einen Prototypen einer Computerbrille für Sehbehinderte entwickelt, der im Rahmen der Initiative "Partner für Innovation" kürzlich vorgestellt wurde. Die High-Tech-Brille, die Texte aus Zeitschriften, Büchern oder Warenetiketten im Supermarkt vorlesen kann, soll dazu beitragen, Alltagssituationen für Blinde zu vereinfachen.
Puzzle mit sakkadischen Bildsensoren
Die intelligente Lesehilfe hat mit der Computerbrille, die heute von jedem Optiker als so genannte Bildschirmarbeitsbrille angeboten wird, außer dem Namen nichts gemeinsam. Der Prototyp der Berliner Forscher basiert weniger auf Optik, aber um so mehr auf Elektronik. Die Entwickler sind dementsprechend vom Fach her Mathematiker, Informatiker und Elektroniker. Grundlage der Technologie ist eine hochauflösende Kamera, die das menschliche Sehen nachahmt. Die schnellsten Bewegungen, die unser Körper machen kann, sind die der Augen – die so genannten Sakkaden. Diese Erkenntnis wurde genutzt, um Bilder, die meist nicht mit einer einzigen Aufnahme zu erfassen sind, wie in einem Puzzle wieder zusammen zu setzen. An die Kamera sind ein Minicomputer und ein Headset angeschlossen.
Vorlesen nach Wunsch
Die Entwicklung der High-Tech-Brille für Blinde auf der Basis von Superresolution-Bildsensoren wird von Professor Dr. Raul Rojas der Freien Universität Berlin geleitet. Die Steuerung des Lesevorgangs mit Spracherkennung wird in einem Kurzreport aus seinem Fachbereich so beschrieben: Wir haben in unserem System Spracherkennung und Sprachsynthese integriert. Der Blinde gibt über das Mikrofon Befehle an den Computer, z.B. „Lese Schlagzeilen“. Der Computer liest die Headlines vor und der sehbeschädigte Leser entscheidet per Spracheingabe, welche Absätze bzw. welche Artikel er hören möchte. Er kann den Lesevorgang jederzeit unterbrechen oder in der Zeitung navigieren. Die notwendige Software dafür ist bereits geschrieben.
Gesamte Technik in einem Headset
Noch ist die Lesebrille für Blinde mit Kamera, Minicomputer und Headset unhandlich groß und für den alltäglichen Einsatz im Warenhaus oder bei der Erkennung von Straßenschildern ungeeignet. Georg Heyne, Chef des Elektroniklabors am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft ist mit seinen Wissenschaftlern bereits an der Weiterentwicklung des Prototypen: „Bei einer Fortsetzung des Forschungsprojektes soll die Hardware so weit verkleinert werden, dass letztendlich alle Apparaturen in eine Brille mit Headset passen.“
Vision vom sinnlichen Computer
Eine andere Entwicklung, mit der Blinden und Hörgeschädigten eventuell in Zukunft geholfen werden kann, hat sich die