In China gibt es gleich zwei Impfskandale. Skandal eins: Unterlagen zur Qualitätskontrolle eines Impfstoffs gegen das Tollwutvirus wurden gefälscht. Skandal zwei: Es wurde erst jetzt bekannt, dass in der Vergangenheit über 250.000 minderwertige DPT-Impfstoffe verkauft wurden.
Ein Skandal um fehlerhaft produzierte Impfstoffe erschüttert erneut den chinesischen Markt, berichtete gestern die South China Morning Post. Vor wenigen Tagen teilte das Disease Prevention and Control Centre aus der Provinz Shandong mit, dass die Firma Changsheng Biotechnology über 250.000 fehlerhaft produzierter DPT-Impfstoffe verkauft hatten. Jetzt wurde bekannt, dass deshalb bereits im November letzten Jahres Ermittlungen gegen die Firma aufgenommen wurden. Die Impfstoffe wurden von regionalen Gesundheitsinstituten aufgekauft und an Kinder im Rahmen eines verpflichtenden Gesundheitsprogramms verabreicht. Für die fehlerhafte Produktion wurde der Hersteller nun mit einer Geldstrafe von umgerechnet 428.000 Euro bedacht. Für das Unternehmen ist das eine geringe Summe, schließlich erzielte es im letzten Jahr Gewinne von umgerechnet 72 Millionen Euro.
Obwohl die Ermittlungen also schon lange liefen, wurden die Ergebnisse erst letzten Freitag veröffentlicht – fünf Tage nach Bekanntgabe eines weiteren Skandals, der ebenfalls mit Changsheng Biotechnology zu tun hat: Die Firma soll Dokumente der Produktion und Produktionsinspektion gefälscht sowie Prozessparameter der Impfstoffherstellung verändert haben. Diesmal ging es um einen Impfstoff gegen das Tollwutvirus. Bisher ist in beiden Fällen nicht bekannt, wie vielen Kindern der fehlerhafte Impfstoff verabreicht wurde. Die Stoffe sollen nicht wirksam sein. Ungeklärt sei jedoch die Frage, ob sie Schäden herbeiführen.
Laut South China Morning Post, habe Changsheng Biotechnology am Sonntag an der Börse der Provinz Shenzhen eine Entschuldigung veröffentlicht und einen Rückruf der Impfstoffe angeordnet. Besorgte Eltern machten ihrem Ärger und Vertrauensverlust in den Sozialen Medien Luft. Im chinesischen Staatsfernsehen verlas ein Sprecher ein Statement der Staatsführung, berichtete die Tagesschau. Darin versprach Premier Li Keqiang Aufklärung und Bestrafung der Verantwortlichen. Vorerst hat die chinesische Arzneimittelaufsicht einen Produktionsstopp verhängt.