Neisseria gonorrhoeae wird nicht nur im Intimbereich nachgewiesen, sondern auch in Mund und Rachen. Eine tägliche Anwendung von Mundspülung soll die Verbreitung von bakteriellen Infektionen stoppen, wie In-vitro- und In-vivo-Tests in einer aktuellen Studie zeigten.
Der Tatsache, dass auch beim Oralsex STDs übertragen werden, wird oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das gilt beispielsweise auch für Gonokokken. Dabei kann man einer Verbreitung der Krankheit kostengünstig und mit wenig Aufwand entgegenwirken, indem man eine Mundspülung mit hohem Ethanolgehalt verwendet. „Tägliches Spülen und Gurgeln erweist sich als preisgünstiger, einfacher Weg, um die Verbreitung bakterieller Infektionen zu stoppen“, erklärt Dr. Eric Chow von der Melbourne Sexual Health Clinic.
Am gefährdetsten sind Männer, die mit Männern Geschlechtsverkehr ausüben – acht von zehn Gonorrhoe-Fälle in den USA sind dieser Gruppe zuzuordnen. Hierzulande ist die Krankheit nur noch in Sachsen meldepflichtig, es lässt sich dennoch ein klarer Trend beobachten – in dem Bundesland verdoppelte sich die Zahl der Fälle von 6,8 pro 100.000 Einwohner im Jahr 2003 auf 13,7 in 2011.
Sieht man sich den starken Aufwärtstrend an, erscheint das Thema Prävention wichtiger denn je. Dabei konnte das Forscherteam mit der Anwendung von Mundspülung überzeugende Ergebnisse erzielen. Eric Chow und seine Kollegen führten mehrere In-vitro-Tests durch, bei denen sie die Reaktion von Kulturen von Neisseria gonorrhoeae mit einer handelsüblichen Mundspülung untersuchten.
Die geteste Spülung enthielt 1,8-Cineol, Menthol, Thymol und Methylsalicylat und Ethanol. Die Flüssigkeit mit einem Alkoholgehalt von 21,6 % wirkte eine Minute ein. Dabei konnte die Menge der Bakterien deutlich reduziert werden. Im Rahmen einer früheren klinischen Studie wurden 196 bi- oder homosexuelle Männer wegen N. gonorrhoeae in Mund oder Rachen therapiert. Danach konnten bei 58 Personen trotzdem wieder Bakterien in diesem Bereich nachgewiesen werden. Diese Gruppe von 58 Personen testete Chow und sein Team im nächsten Schritt erneut: 33 der Teilnehmer mussten täglich eine Minute mit der Spülung gurgeln, die anderen 25 wurden der Kochsalz-Gruppe zugeteilt. Fünf Minuten nach dem Spülen und Gurgeln war die Wahrscheinlichkeit, positiv auf die Bakterien getestet zu werden bei der ersten Gruppe um 80 % niedriger als in der Kochsalz-Gruppe.
Chow will weitere Studien durchführen, die seine bereits gewonnenen Erkenntnisse untermauern. Er sieht in der täglichen Anwendung von Mundspülung eine Möglichkeit, das Infektionsrisiko immens zu verringern. Es soll eine präventive Ergänzung zum Kondom darstellen, keinesfalls einen Ersatz. Originalpublikation: Antiseptic mouthwash against pharyngeal Neisseria gonorrhoeae: a randomised controlled trial and an in vitro study Eric Chow et al.; Sex Transm Infect, doi: 10.1136/sextrans-2016-052753; 2016