Mal ehrlich: Das "Dschungelcamp" von RTL ist eine der besten Sendungen, die das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Ich liebe diese Reality-Show vor allem, weil sie eine Parabel auf das deutsche Gesundheitswesen ist. Wie bitte? Ja - Sie haben richtig gehört - Gesundheitsexperten könnten sich viele teure Analysen sparen, wenn sie einfach öfter mal in die Krawallformate zappen würden.
Nehmen wir zunächst mal die Rahmenhandlung: 10 bunt zusammen gewürfelte Teilnehmer befinden in einer typischen Internierungssituation. Die beruht aber keineswegs auf Zwang, sondern auf einer freiwilligen Konvention ( = Versorgungsauftrag). Jeder kann gehen, wann er will. Trotzdem hocken alle zusammen in einem kleinen, engen, schwülen Camp ( = GKV-System), während draußen der immergrüne, aber unübersichtliche Dschungel lockt, sprich der deregulierte Gesundheitsmarkt.
Nun zu den Personen. Da haben wir den frustrierten Hausarzt (Björn-Hergen Schimpf, Endnummer -6), die beiden stoischen Fachärzte (Eike Immel, Julia Biedermann) und die - wahrscheinlich wegen der Rabattverträge - leicht hysterische Apothekerin (Barbara Herzsprung). Ihnen zur Seite stehen der urdynamische Krankenkassenfunktionär (Bata Illic) und der allseits joviale KV-Vorstand (DJ Tomekk). Das Gruppenbild wird durch eine erfahrene Physiotherapeutin (Michaela Schaffrath) und 3 HelferInnen in der ausklingenden Nachpubertät (Lisa Bund, Isabel Edvardsson, Ross Antony) abgerundet.
Die Kombattanten müssen nun verschiedene Prüfungen erdulden, deren wesentliches Ziel es ist, Sterne ( = Punkte) zu sammeln, die schwer zu ergattern sind und deren Gegenwert diffus bleibt - ganz wie im wirklichen Leben. Satt machen sie jedenfalls nicht. Die Aufgaben werden Ihnen von "Moderatoren" gestellt, und zwar vom ewig gut gelaunten Dirk Bach ( = Ulla Schmidt) und der zähhäutigen Sonja Zietlow ( = Theo Schröder). Sie treffen die Entscheidung, wen es trifft, aber nicht selbst. Stattdessen ziehen sich darauf zurück, nur die Ergebnisse des "Votings" zu exekutieren - das kommt mir unheimlich bekannt vor.
Auch bei den Dschungelprüfungen selbst finden sich zahlreiche Parallelen. Der "Zug des Schreckens" etwa zeigt, was man als Leistungserbringer im GKV-System heute alles schlucken muss, u.a. "lebende Mehlwürmer" (AVWG), "Känguru-Hoden" (GKV-WSG) und - zum Dessert - den "gekochten Rattenschwanz" an diversen Ausführungsbestimmungen.
Schreiben Sie mir einen Kommentar, wenn Sie noch mehr Parallelen entdecken.