Ich weiß, ich weiß - es bringt ja nichts, aber es hat irgendwie gut getan das Folgende an Herrn Spahn zu mailen:
Sehr geehrter Herr Spahn,
mit großem Interesse las ich heute in der Deutschen Apotheker Zeitung Ihre Anmerkungen zum bisherigen System der Rabattgewährung durch den Großhandel, die Sie am 5.2. auf dem Zukunftskongress des Apothekerverbandes Nordrhein machten.
Gestatten Sie mir dazu ein paar (hoffentlich) erhellende Anmerkungen einer selbstständigen Apothekerin sozusagen von der Basis:
Seit der Übernahme meiner Apotheke am 1.1.2005 hat noch jede Sparrunde die GKV betreffend Auswirkungen auf den Rohertrag meiner Apotheke gehabt!
Entweder direkt durch Verbot der Naturalrabatte oder Anhebung des Rabattes, den ich den Krankenkassen gewähren muss, oder infolge Rabatterhöhungen der Hersteller, die sich indirekt als Konditionsverschlechterung bei Direkteinkauf oder Großhandel niederschlugen.
Als letztes Glied der Versorgungskette halten sich Hersteller und Großhandel immer an uns schadlos!
Ein weiterer großer Teil der Gewinneinbußen meiner Apotheke geht mit Sicherheit auf Kosten von Versandhandel, Pick-up Stellen und daraus resultierend des gnadenlosen Preiskampfes der Präsenzapotheken vor Ort...
So hat meine Apotheke in der Zeit zwischen Anfang 2005 und Ende 2009 rund 40.000 Euro
an Rohgewinn eingebüßt.
Auf der anderen Seite hingegen sind die Anforderungen an die Beratungstätigkeit für mich und meine Mitarbeiter immens angestiegen – Stichwort Rabattverträge- und die Zeit für geforderte Bürokratie insbesondere im Bereich Hilfsmittellieferungen auch nicht weniger geworden.
Die im Jahr 2010 durch eine Schiedsstelle festgesetzte Absenkung des Apothekenrabattes an die GKV hätte die Sache wenigstens zu 50% abgemildert, aber die Krankenkassen haben es ja vorgezogen vor Gericht zu ziehen...
Das AMNOG Gesetz 2011 setzt dem ganzen aber noch die Krone auf:
Mein Großhändler nutzt die Gunst der Stunde, um nicht nur die ihm auferlegten Einsparungen komplett auf mich überzuwälzen, sondern legt noch einmal ein „Schüppchen“ (sprich: fast den gleichen Betrag) drauf. Übrigens: Ein bei einem anderen Anbieter eingeholtes Vergleichsangebot kam fast exakt auf den gleichen Betrag, so dass man eigentlich schon von einer geheimen Preisabsprache ausgehen muss!!! (ist natürlich nicht zu beweisen, denn bei Großhandelskonditionen bekommt man nie, nie, nie etwas schriftlich..)
An dieser Stelle kommen Sie lieber Herr Spahn wieder ins Spiel:
Sie wollen über ein generelles Rabattverbot sprechen und ich hoffe, Sie haben dabei sehr wohl bedacht, dass
Lieber Herr Spahn, haben Sie es auch schon gemerkt??
Egal was Sie auch tun, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die freien Apotheken verschwunden sind und Großhandel und Hersteller Ihnen und Ihren Kollegen Ihre Bedingungen diktieren werden. – und die sind sicherlich nicht so kostengünstig, wie das was ich mir wünschen würde, nämlich, dass
1.die Rohgewinne aus der GKV wenigstens zur Kostendeckung reichten...
2. die ständigen Diffamierungen gegen unseren Berufsstand a la „ geldgeiler Schubladenzieher“ aufhörten
3. Leistung sich wieder lohnt – Ich leiste nämlich seit Jahren immer mehr und verdiene keinen Cent zusätzlich!!
Womit ich eigentlich am Schluss wäre, ich Ihnen dennoch einen klassischen Treppenwitz der politischen Entwicklungen nicht vorenthalten möchte – er bezieht sich direkt auf Das mit dem „Leistung soll sich lohnen“:
Ironischerweise bin ich zumindest vordergründig ein Profiteur des AMNOG, denn eine Apotheke in meinem direkten Umfeld hat zum Jahresende mangels Nachfolge geschlossen.
Nun haben wir aber soviel mehr Arbeit, dass meine sehr knapp bemessene Personaldecke nicht mehr ausreicht..
Sie ahnen es sicherlich – das zusätzliche Personal frisst den Ertragszuwachs mindestens wieder auf...