Während die Penisfraktur und deren Unfallmechanismen seit Dieter Bohlens Autobiographie quasi sallonfähig geworden ist, unterliegt eine andere, in diesem Fall autoerotische Verletzung immer noch der Schamgrenze: Gemeint ist die seltene Staubsaugerverletzung, also die äußere Penisverletzung durch Einführen des Gliedes in den Staubsaugerstutzen. In den 70er Jahren erlangte das Modell Kobold, ein Handstaubsauger der Firma Vorwerk, in diesem Zusammenhang durch eine Dissertation zu diesem Thema eine zweifelhafte Berühmtheit, da etwa 11 cm hinter dem Ansaugrohr ein rotierender Propeler saß, welcher zu Riss- und Quetschwunden an der Glans führte. In Fachkreisen etablierte sich daher scherzhaft der bis heute bekannte Terminus Morbus Kobold. Aber der entstehende Unterdruck kann auch bei modernen Geräten zu teils schwerwiegenden Schädigungen bis hin zu einer Teilamputation führen.
Aus Scham kommen die Patienten nicht selten erst spät zum Arzt. Obwohl jeder Urologe genau weiß, was passiert ist, machen die Patienten oft haarsträubende anamnestische Angaben: Der eine lag gerade Zeitung lesend auf dem heimischen Sofa und war dabei zufällig unbekleidet, als seine Ehefrau staubsaugend vorbei kam und er dummerweise genau in diesem Moment vom Sofa fiel und mit seinem besten Stück genau in den Staubsauger rutschte. Ein anderen wechselte nackt die Staubsaugerdüse und geriet dabei unglücklich mit seinem Penis in den Ansaugstutzen.
Hier ist eine sorgfältge und einfühlende Anamneseerhebung gefragt.
Eine primäre chirurgische Wundversorgung unter Antibiotika-Schutz ist indiziert, bei Amputationen oder Teilamputationen kann eine Replantation versucht werden. Da Penisverletzungen in der Regel stark bluten sollte die Kreislaufsituation beachtet werden. Der Tetanusimpfschutz sollte geklärt und gegebenenfalls aufgefrischt werden. Bei höhergradigen Verletzungen mit Urethrabeteilung kann eine suprapubische Harnableitung sinnvoll sein.
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