Arztbewertungsportale im Internet werden für viele Patienten immer bedeutender, wenn es darum geht, einen neuen Hausarzt oder einen Spezialisten zu finden. Manche Ärzte staunen jedoch nicht schlecht, wenn sie zum ersten Mal lesen, was über sie im Netz steht.
Haben Sie sich als Arzt schon einmal gegoogelt? Vielleicht werden Sie staunen, auf wie vielen Seiten ihr Name auftaucht – im Positiven wie im Negativen.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Arztbewertungsportale, auf denen Patienten ihr "Testurteil" über Mediziner und Praxen abgeben können. Sogar die Krankenkassen mischen hier inzwischen mit, beispielsweise mit der AOK-Arztapp. Die Bedeutung von Online-Medien im Allgemeinen – so hat längst nicht jede Facharztprais eine eigene Homepage – und dieser Portale im Besonderen wird jedoch insbesondere von älteren Kollegen häufig noch unterschätzt. Dabei hat eine Umfrage der Universität Erlangen-Nürnberg ergeben, dass sich etwa 65% der Befragten schon einmal aufgrund von positiven Bewertungen für einen bestimmten Arzt entschieden hatten und 50% sich aufgrund negativer Beurteilungen von einem Besuch hatten abhalten lassen.
Wir sind ein Volk von Testern geworden: Ob Bücher, CDs, Elektronikartikel, Filme, Hotels oder eben Ärzte, seit es entsprechende Foren im Internet gibt, ist nichts vor dem subjektiven und in der Regel anonymen Verbraucherurteil sicher, wobei naturgemäß Unzufriedene vielleicht sogar eher geneigt sind, auf diesem Weg ihrem Ärger Luft zu verschaffen. Alles, was man braucht, um seine Stimme abzugeben, ist eine E-mail-Adresse. Entsprechend sind auch die Möglichkeiten zur Manipulation nahezu grenzenlos. Je weniger Beurteilungen es gibt, umso unsicherer und gegebenenfalls irreführender ist deren Aussagekraft. Denn ob hinter der Aussage "Zu kurze Behandlung, hört nicht richtig zu, geht nicht wirklich auf meine Beschwerden ein" wirklich ein enttäuschter Patient oder etwa ein boshafter Konkurrent steckt, lässt sich nicht nachvollziehen. Andere Bewertungen lesen sich wie von einem Werbetexter verfasste Lobeshymnen. Negative Urteile können jedoch im Extremfall sogar die Existenzgrundlage eines Arztes bedrohen.
Die Rechtslage ist kompliziert, da man als Arzt zum Beispiel keinen Anspruch darauf hat, die Personalien eines Kritikers zu erfahren. Gegen unsachliche Negativbewertungen vorzugehen oder die Löschung eines solchen Beitrages zu erwirken, kann daher schwierig sein. Wer sich gegen falsche Behauptungen oder eine scheinbare Rufmordkampagne wehren möchte, sollte zuerst den Portalbetreiber kontaktieren. Seriöse Portale werden die Bewertung dann erst einmal von der Seite nehmen und vom User eine entsprechende Stellungnahme einfordern. Falls dieser sich daraufhin nicht meldet, wird der Eintrag endgültig gelöscht. Bestätigt der Kritiker hingegen die Bewertung, so kann es sein, dass diese wieder online geht. Dann hat der Arzt im Zweifelsfall nur noch die Möglichkeit einer Anzeige gegen Unbekannt, wobei die Erfolgschancen nicht unbedingt gut sind, da der Datenschutz Vorrang haben kann.
Wie soll man also mit Arztbewertungsportalen umgehen? Es ist sicherlich ratsam, diese im Auge zu behalten. Aus Negativbewertungen kann man auch etwas lernen und sogar Verbesserungspotential schöpfen. Es kann aus Marketinggesichtspunkten auch nicht schaden, zufriedene Patienten zu animieren, auf den entsprechenden Internetseiten ein positives Urteil abzugeben. Ein praxisinternes Qualitätsmanagement mit der Möglichkeit der eigenen Umfrage zur Patientenzufriedenheit gibt den Betroffenen das Gefühl, ernst genommen zu werden, und erlaubt Auskunft über den Ist-Zustand.
Titelbild: © Petra Bork / PIXELIO