Was passiert eigentlich unter dem geschmückten Tannenbaum? War es der Weihnachtsclaus? Oder das Nikokind? Etwa der Christmann? Oder am Ende gar Santa Laus? Der Versuch einer Entwirrung.
Friederike, meine sechsjährige Tochter wollte wissen, wer an Weihnachten die Geschenke bringt.
"Papa", fragte Friederike ihren Vater. "Papa, woher kommen eigentlich die Weihnachtsgeschenke?"
"Nichts leichter als das", antwortete ich. "Komm mit!"
Friederike folgte ihrem Papa.
Wir gingen eine Weile durch die weihnachtlich geschmückte Fußgängerzone, vorbei an bunt dekorierten Schaufenstern, aus denen uns Bilder von weißbärtigen Männern mit roten Mänteln und roten Bommelmützen sowie goldgelockten Engeln anstrahlten.
"An Weihnachten", sagte ich, "an Weihnachten feiern wir die Geburt des Jesuskinds."
Friederike sah mich zweifelnd an. "Meist Du das Christkind?", wollte sie wissen.
"Im Prinzip ja", erklärte ich. "Das Christkind kommt an Heiligabend und bringt ohne gesehen zu werden die Weihnachtsgeschenke."
"Aber Chantal sagt, ihr Vater hat gesagt, die bringt der Weihnachtsmann", maulte Friederike.
Ich kratzte mich nachdenklich am Kopf, während wir vor den Auslagen eines Spielwarengeschäftes stehen blieben und eine aus Kuscheltieren zusammengestellte Winterszene bewunderten, in der mehrere Teddybären Schlittschuh liefen. Daneben standen als lebensgroße Schaufensterpuppen ein klassischer Nikolaus samt Bischofsmütze und Hirtenstab mit seinem Begleiter Knecht Ruprecht, der eine Rute in der Hand hielt.
"Der Nikolaus", sagte ich schließlich, "der Nikolaus kommt am 6. Dezember und legt braven Kindern Süßigkeiten und kleine Geschenke in ihren Stiefel."
Friederike legete den Kopf schief und überlegte eine Weile. Dann fragte sie: "Ist Nikolaus der Weihnachtsmann?"
"Sozusagen."
"Aber wer bringt denn jetzt die Weihnachtsgeschenke? Das Christkind oder der Weihnachtsmann?"
Ich stöhnte. "Naja, weißt Du, es gibt so viele Kinder auf der ganzen Welt. Das wäre für das Christkind doch viel zu viel Arbeit an einem Abend. Deshalb hat es sich den Weihnachtsmann als Helfer gesucht. Und einigen Kinder bringt daher das Christkind die Geschenke und anderen der Weihnachtsmann."
Friederike nickte zustimmend. Wir gingen weiter und kamen zum Weihnachtsmarkt, wo ich Friederike eine Zuckerwatte kaufte, die sie genussvoll verspeiste. Vor dem Kaufhaus verteilte ein dicklicher, freundlicher alter Mann mit langem weißem Rauschebart, roter und mit weißem Kunstpelz besetzter Kutte mit einem sonoren Ho-ho-ho bunte Zuckerstangen an Kinder. Nach einer Weile fragte Friederike: "Papa, und wer ist Santa Claus?"
"So heißt der Weihnachtsmann in Amerika", antwortete ich wahrheitsgemäß.
"Hat Santa Claus den fliegenden Schlitten mir den Rentieren?"
"Ja." So langsam wurde ich des Themas überdrüssig.
"Und wem bringt Santa Claus Geschenke?", wollte Friederike nun wissen.
"Braven Kindern auf der Welt", sagte ich genervt. "Er kommt heimlich durch den Kamin in die Häuser und verteilt dort Weihnachtsgeschenke."
"Aber wenn die Häuser keinen Kamin haben?"
"Dann kommt das Christkind", konfabulierte ich verzweifelt.
Meine Tochter blieb stehen und sah mich ernst an.
"Papa", stellte Friederike fest, "Papa, Weihnachten ist echt kompliziert."
Und Friederike ging mit ihrem Papa nach Hause.
Titelbild: © Alexandra H. / PIXELIO
Fotos: © Rudolpho Duba, Tim Reckmann / PIXELIO
Foto außen: © Aleksandar Cocek/ flickr
Lizenz: CC BY-SA
Eine Homage an Piggeldy und Frederick von Elke und Dieter Loewe