Heiß, schwarz und lecker: Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. Bisher wurden viele kurzfristige Effekte auf die Gedächtnisfunktion beschrieben, doch beeinflusst Kaffee auch das Langzeitgedächtnis? Forscher der Johns Hopkins Universität nähern sich dieser Frage mit einem neuen Studiendesign.
Heiß, schwarz und lecker: Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. Durchschnittlich konsumiert jeder Bundesbürger rund 150 Liter Kaffee jährlich, das ist mehr als der Verbrauch von Mineralwasser (131 Liter) oder Bier (109 Liter). Schon seit langer Zeit beschäftigen sich Forscher mit dem Einfluss von Kaffee auf die Gesundheit und auf physiologische Körperfunktionen.
Einfluss auf Gedächtnisfunktion
Haben Sie soeben einen Kaffee getrunken? Dann lesen Sie diesen Artikel möglicherweise mit erhöhter Aufmerksamkeit und Ihre Verarbeitungsgeschwindigkeit für neue Informationen ist tendenziell gesteigert. Aber führt der Konsum des beliebten Heißgetränks auch zu langfristigen Veränderungen? Bisherige Studien bezweifeln das. Ein Grund dafür ist die schwierige Interpretation von Studienergebnissen. Trinken Probanden vor einem Lerntraining Kaffee, so schneiden sie beim Abrufen der erworbenen Inhalte besser ab. Das kann entweder durch eine gesteigerte Vigilanz und Verarbeitungsgeschwindigkeit während des Lernens begründet sein oder aber durch direkte Effekte auf das Langzeitgedächtnis und dessen Aufrechterhaltung.
Neues Studiendesign
Eine Forschergruppe um Daniel Borota von der Johns Hopkins Universität in Baltimore wendet nun ein neues Studiendesign an, um die Interpretationsschwierigkeiten zu umgehen. Die Probanden bekamen in einem Test Bilder von Alltagsobjekten gezeigt und mussten zuordnen, ob diese üblicherweise im Haus oder draußen vorkommen. Zu diesem Zeitpunkt wussten die Probanden noch nicht, dass ihr Gedächtnis auf diese Inhalte später getestet werden soll. Direkt im Anschluss an diesen Durchlauf erhielten die Probanden entweder eine Koffein- (200mg) oder eine Placebotablette. Einen Tag später wurden erneut Bilder von Alltagsobjekten präsentiert. Dieses Mal mussten die Probanden allerdings zuordnen, ob ein Objekt bereits am vorherigen Tag gezeigt wurde, ob es sich um ein neues Bild handelt oder ob es einem Objekt von Tag 1 sehr ähnlich ist. Probanden, die Koffein anstatt eines Placebos erhielten, schnitten signifikant besser ab.
Interpretation der Ergebnisse
Um mögliche Fehler bei der Interpretation zu vermeiden, haben die Forscher um Borota den Koffeinspiegel der Probanden überwacht. Vor dem zweiten Test lag der Spiegel bei allen Probanden auf dem Nullniveau, sodass ein besseres Testergebnis durch erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration in der Koffeingruppe ausgeschlossen werden kann. Überraschender Weise fanden die Wissenschaftler in einem anderen Kontrollexperiment heraus, dass eine Koffeingabe vor dem Abruftest an Tag 2 keine Verbesserung der Testergebnisse hervorruft. Um eine Dosis-Wirkungsbeziehung zu untersuchen, wurden in einer weiteren Testgruppe verschiedene Koffeindosierungen von 100, 200 und 300 mg untersucht. Die niedrigste Dosierung zeigte keine nennenswerte Auswirkung auf den Gedächtnisabruf, während hingegen 200 und 300 mg ähnliche Resultate lieferten.
Insgesamt betrachtet, sprechen die Ergebnisse für einen Einfluss von Koffein auf die Formation von Langzeitgedächtnisinhalten. Das applizierte Koffein führt nur zwischen dem ersten und dem zweiten Test zu erhöhten Blutspiegeln, nicht jedoch während der eigentlichen Durchläufe. Über welchen Mechanismus dieser Effekt vermittelt wird, bleibt unklar. Weitere Studien zur Untersuchung molekularer Signalwege sind nötig. Übrigens: Dass Kaffee eine positive Auswirkung auf die Entstehung einer Demenz vom Alzheimer Typ hat, zeigten bereits große Populationsstudien. Menschen mit einem durchschnittlichen Kaffeekonsum von 3 – 5 Tassen pro Tag haben ein um 65% reduziertes Risiko für das Auftreten der Alzheimerkrankheit.
Link zur Studie
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