Die Fussballweltmeisterschaft bringt uns in der Praxis ein wenig in die Bredouille. Nicht weil wir nicht wissen, für welches Team wir sind oder weil die Fussballspiele teilweise mit unseren Praxiszeiten kollidieren (das ist zwar auch ein Problem, wer bei den Spielen in der Praxis bleiben muss, welches wir ganz fair mit Schnick-Schnack-Schnuck lösen)- unser Hauptproblem sind die "Patienten", die kommen und einen Krankenschein wollen- wegen Fussball.
Es ist ja nicht so, als würden wir es ihnen nicht gönnen, nur wenn einer zu mir kommt und sagt, er braucht eine Krankschreibung, damit er in Ruhe die Spiele gucken kann, gibt es darauf nur eine Antwort: Nein. Und wenn ich dann angemault und angemeckert werde, dann ist das zwar nicht schön, aber bei aller Liebe- Fussball ist keine Krankheit.
Und die Fussballweltmeisterschaft kam auch nicht völlig unerwartet. Die teilweise sehr späten Spielzeiten waren auch vorher klar. Jeder hat das Recht, seinen Urlaub für Fussball zu verbrauchen. Aber einen Krankenschein fürs Hobby- es heißt ja nicht ohne Grund KRANKENschein. Nagut, eigentlich heißt es Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aufgrund von Krankheit, aber krank sollte diese Person schon sein.
Natürlich kann ich nicht verhindern, dass Patienten eine Krankheit erfinden, wie Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Infekt. Und ich bin auch nicht in der Position zu bewerten, ob er nun die Wahrheit sagt oder nicht. Im Zweifel bin ich immer für den Patienten. Und sicher habe ich manchmal einen Verdacht, wenn Patienten am Tag nach einem Deutschlandspiel mit plötzlich eingesetztem Magen-Darm-Infekt bei mir sitzen. Aber wenn sie mir ins Gesicht sagen, dass sie nichts getrunken haben- kann ich ihnen das nicht nachweisen.
Fair Play ist so etwas aber trotzdem nicht. Nicht nur dem Arzt gegenüber, sondern auch gegenüber der normal arbeitenden Bevölkerung, von den Kosten mal ganz abgesehen, die diese "Krankheitstage" verursachen. Deshalb liebe Fussballfans: Bitte nehmt Urlaub oder geht einfach arbeiten. Von mir bekommt ihr jedenfalls keinen Schein.