Wenn in einer Studie aus Groß-Britannien, im British Medical Journal (BMJ) unter dem Titel: 'Antibiotic treatment failure in four common infections in UK primary care 1991-2012: longitudinal analysis' von Craig J Currie et al. vom Cochrane Institute of Primary Care and Public Health, Cardiff University, Cardiff, UK und Global Epidemiology, Pharmatelligence, Cardiff, UK, folgende Aussage steht:
Die Gesamtversagerquote bei der antibiotischen Behandlung der genannten Infektionskrankheiten lag bei knapp 15 Prozent. Von 1991 an bis einschließlich 2012, also in 22 Jahren, war sie von 13,9 auf 15,4 Prozent gestiegen, so ist sicherlich n i c h t korrekt, zu formulieren: "Overall failure rates increased by 12% over this period". Denn dies negiert, dass ein 12%-Anstieg innerhalb von 22 Jahren einem wenig dramatischen jährlichen Anstieg von 0,545 Prozent entspricht:
· “Overall antibiotic treatment failure rates increased from 1991 to 2012 by more than 10%, with most of the increase occurring in more recent years when antibiotic prescribing plateaued and then increased”
Hätte die britische Autorenschaft sich klar gemacht, dass auch Zahlenräume ü b e r zehn die wissenschaftlich gebildete Leserschaft nicht überfordert, wäre nicht das unselige "more than one in 10" als Schlussfolgerung formuliert, sondern durchaus anspruchsvoller von 13,9 bis 15,4 Prozent V e r s a g e r quote resp. von 86,1 bis 84,6 Prozent E r f o l g s quote geschrieben worden:
· „More than one in 10 initial antibiotic monotherapies for upper and lower respiratory tract and skin and soft tissue infections were associated with failure over a 22 year period in UK primary care“
Die überwältigende Mehrheit der britischen Hausärzte und Internisten hat aus meiner Sicht von 1991 bis 2012 mit ihrer gezielten Antibiotika-Therapie alles richtig gemacht. Eine Fehlerquote von nur 13,9 bis 15,4 Prozent über einen so langen Zeitraum fast konstant zu halten, ist bei zunehmender Antibiotikaresistenz, vermehrter Penicillin-Allergie bzw. -Resistenz, Wirkungsabschwächung veralteter Antibiotika (z. B. nicht ß-Laktamase resistente Cotrim forte, Tetracycline) und neuen Problemkeimen in den anderen Bereichen der Medizin wie z. B. der Depressionsbehandlung oder bei Suchterkrankungen niemals erreichbar. Selbst die Transplantationschirurgie mit ihrem gigantischen logistischen Aufwand kann derartig überragende Erfolgsquoten gegenüber so geringen Misserfolgsraten nicht mal ansatzweise verwirklichen. Ich bin der Überzeugung, dass eine derartig undifferenzierte BMJ-Veröffentlichung medizinisch-wissenschaftliche und klinisch-praktisch anwendbare Erkenntnisse eher behindert als befördert und der durchaus sinnvollen Idee von kritischen Cochrane-Studien einen Bärendienst erweist.
Quelle: BMJ 2014349 doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.g5493 (Published 23 September 2014) Cite this as: BMJ 2014;349:g5493