Der Mindestkurs wurde aufgehoben. Der Franken ist unglaublich stark. Für den Laien hört sich das tatsächlich nach einer guten Sache an … bekommt er doch mehr für sein Geld . Naja, zumindest, wenn er im Ausland einkauft – der Wirtschaft im Lande selber tut das nicht speziell gut – wie ich hier sozusagen im Logenplatz mitbekomme.
Anscheinend bekommt der schweizerische Apothekerverein jetzt Anfragen, weshalb die Apotheken die „Eurogewinne“ denn nicht weitergeben.
… Was für Gewinne?
Ich möchte hier kurz die Situation der Apotheken in der Schweiz überreissen, in vielleicht etwas einfacheren Worten (und nicht so schönen) wie der Apothekerverein.
Eine Apotheke ist Teil des Gesundheitssystems, untersteht einer Menge Gesetzen, Regulierungen und Vorschriften, bekommt aber kein Geld vom Staat. Sie fällt unter normale Kaufmännische Unternehmen und muss im wirtschaftlichen Umfeld überleben können.
Vom Betriebsaufwand einer Apotheke fallen 2/3 unter Warenaufwand (lies: in einer Apotheke hauptsächlich Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel etc.)
Die Apotheke darf nur in der Schweiz zugelassene Medikamente anbieten.
Sie bezieht alle Medikamente in der Schweiz. (Keine Reimporte erlaubt).
Die Preise für von der Krankenkasse übernommene Medikamente sind vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) festgelegt (in der Spezialitätenliste SL nachsehbar). Diese werden an den Eurokurs angepasst – aber nicht wöchentlich.
OTC Medikamente und andere Ware – also solche, die vom Patienten selber bezahlt werden, beziehen Apotheken von einem Grossisten in der Schweiz – der hat sie vom Hersteller.
Momentan sind Preisreduktionen der Industrie (Hersteller) aufgrund Wechselkursgewinne nichtvorhanden. (Stand 30.1.15)
Momentan ist es auch so, dass die Schweizer Grossverteiler nur einige wenige Produkte zum Aktionspreis anbieten – womit sie sich zwar Kritik entziehen, aber diese Aktionen sind nicht mehr als zu anderen Zeiten.
Wenn die Apotheke Rabatte bekommt vom Grossverteiler oder Hersteller, gibt sie die auch gerne an die Kunden weiter.
Viel Luft ist aber nicht mehr drin bei den Apotheken. In den letzten Jahren hatten wir 3 verordnete Preissenkungsrunden bei den SL-Medikamenten. Aktuell beträgt die Preisdifferenz zu den Vergleichsländern +/- 5%. Jede 3. Apotheke in der Schweiz ist jetzt schon in der Existenz gefährdet. Preissenkungen um weitere 20% können nur durch tiefere Personalkosten (lies: Stellenabbau) aufgefangen werden, da Mieten, Versicherung und Infrastrukturkosten nicht sinken.
Wir hier in den Apotheken bieten mit guter Infrastruktur, die stetig angepasst wird und qualifiziertem Personal, das immer weitergebildet wird hochstehende Dienstleistungen an. Wir verkaufen nicht nur die Medikamente, auch wenn wir kaufmännische Unternehmen sind. Und ich werde alles tun, damit das auch weiterhin so bleibt.
Liebe Leute – mich nervt das auch, dass manches in der Schweiz soviel teurer ist als in Deutschland (Ja – ich schau Dich an, Weleda, aber nicht nur!). Aber ich habe hier nicht viel Wahl.
Kurz: Preissenkungen bei den Apotheken können nur erfolgen, wenn gleichzeitig die Einkaufspreise sinken – was bis dato nicht erfolgt ist.