Zwei Studien zeigen, dass Patienten mit hormonsensitivem, metastasiertem Prostatakarzinom von einer frühzeitigen Docetaxel-Chemotherapie profitieren können. Welche Empfehlungen ergeben sich daraus für die klinische Praxis?
Die auf dem 2014 ASCO Annual Meeting vorgestellte CHAARTED-Studie (ECOG-E3805), welche für Patienten mit hormonsensitivem, metastasiertem Prostatakarzinom und hoher Tumorlast ein hoch signifikant besseres Overall Survival sowie einen ebenfalls signifikanten Vorteil in der Zeit bis zur klinischen Progression zeigte, wenn diese zusätzlich zur Androgendeprivationstherapie (ADT) frühzeitig einer Docetaxel-Chemotherapie zugeführt werden, hat unter Urologen und Hämatoonkologen zu großem Aufsehen geführt. Hohe Tumorlast wurde dabei definiert als das Vorhandensein viszeraler Metastasen und/oder mindestens vier Knochenmetastasen, von denen eine oder mehrere außerhalb des knöchernen Beckens/Wirbelsäule liegen. Die Publikation der vollständigen Studienergebnisse steht derzeit noch aus.
Abb. Quelle: Spectrum Urologie. MedMedia
Im Gegensatz dazu konnte die bereits 2013 publizierte, prospektiv randomisierte, europäische GETUG-AFU-15 in einem ähnlichen Setting lediglich einen Vorteil beim progressionsfreien Übeleben, jedoch nicht beim Gesamtüberleben zeigen. Allerdings lassen sich die Ergebnisse dieser beiden Studien nicht direkt miteinander vergleichen, da die Patientenkollektive Unterschiede in der Zahl der Studienteilnehmer, dem Ausgangs-PSA, der Tumorlast und dem Anteil schlecht differenzierter Karzinome aufweisen.
Insbesondere bleibt abzuwarten, ob die Kombination aus ADT und Chemotherapie auch bei Patienten mit niedriger Tumorlast zu einem verlängerten Gesamtüberleben führt, wobei die in der CHAARTED-Studie zugrunde gelegte Definition nicht unumstritten ist und einer evidentbasierten Grundlage entbehrt. Hier belibt ein längeres Follow-up abzuwarten, da das mediane Überleben in dieser Subgruppe in den Therapiearmen noch nicht erreicht wurde.
Der Arbeitskreis Onkologie (AKO) der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und die Arbeitsgemeinschaft urologische Onkologie (AUO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) empfehlen basierend auf den bisherigen Ergebnissen der CHAARTED-Studie aufgrund dieses deutlichen Überlebensvorteils von 17 Monaten – gewissermaßen in Ergänzung der aktuellen S3-Leitinie – in einer gemeinsamen Stellungnahme, Patienten mit hoher Tumorlast die Chemotherapie anzubieten, wobei es sich hierbei bisher um einen Off-Label-Use handelt, so dass im konkreten Fall bei der zuständigen Krankenkasse eine Kostenübernahmeerklärung eingeholt werden sollte.
Literatur:
Gravis G, Fizazi K, Joly F et al. Androgen-deprivation therapy alone or with docetaxel in non-castrate metastatic prostate cancer (GETUG-AFU-15): a radomized, open label, phase 3 trial. Lancet Oncol 2013; 14:149-58. doi: 10.1016/S1470-2045(12)70560-0. Epub 2013 Jan 8
Sweeney C, Chen Y_H, Carducci MA et al. Impact on overall survival (OS) with chemohormonal therapy versus hormonal therapy for hormone-sensitive newly metastatic prostate cancer (mPrCa): An ECOG-led phase III randomized trial. J Clin Oncol 2014; 32 (suppl): abstr LBA2
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Abbildung CHAARTED-Studie: Spectrum Urlogie. MedMedia