In Nordrhein-Westfalen juckt es: In den größeren Städten hat sich die Zahl der Krätze-Patienten teilweise vervierfacht. Das hat mehrere Ursachen, eine davon hängt mit dem klinischen Erscheinungsbild der Milben zusammen, das sich in den letzten Jahren verändert hat.
Lange hat man über Krätze nicht viel gehört, jetzt häufen sich gemeldete Fälle wieder. Das gilt vor allem für Städte in Nordrhein-Westfalen wie Düsseldorf, Duisburg und Aachen. Gründe dafür gibt es scheinbar mehrere – einer davon ist etwas beunruhigend.
Es werden wieder mehr Fälle von Skabies dokumentiert, das wird am Beispiel Düsseldorf deutlich: Im Jahr 2013 meldeten Gesundheitsämter 21 Kranke, dieses Jahr waren es bereits 93 Personen. In Duisburg hat sich die Zahl seit 2014 vervierfacht, auch in Köln ist sie in den letzten Jahren gestiegen: Waren es 2014 noch 39 Betroffene, gab es in diesem Jahr schon 65 Fälle. Dabei muss man bedenken, dass die Zahl der Betroffenen noch größer ist. Denn Krätze muss nur von Institutionen wie Alters- oder Pflegeheimen bekanntgegeben werden, bei niedergelassenen Ärzten gibt es keine Meldepflicht.
Regelrechte Herde für die Krankheit sind Pflegeheime, Kitas sowie Sammelunterkünfte, hier verbringen Menschen viel Zeit auf engem Raum miteinander und es ist warm, das begünstigt eine Ansteckung. Es ist nur kurzer enger Hautkontakt nötig, damit die Skabiesmilbe von einer Person auf die andere wandert. Auf indirektem Weg erfolgt der Kontakt mit infizierten Hautschuppen. Panikmache ist aber fehl am Platz, seitens Berufsverband deutscher Dermatologen (BVDD) lenkt man in einem Interview ein: „Es ist keinesfalls so, dass da plötzlich so etwas wie eine Seuche über uns hinwegrollt.“
Die Skabiesmilbe ist ein robustes Tierchen, das seit Millionen Jahren (über)lebt und seit Entstehen in seiner Form relativ unverändert blieb. Zumindest war das bis vor kurzem der Fall. Die Milbe scheint sich im Wandel zu befinden: Laut Forschern der Universität Köln verhält sie sich in den letzten Jahren sehr viel unauffälliger, sodass man sie oft nicht sofort von einem Ekzem unterscheiden kann.
Das erschwert die Diagnose und hat dadurch noch einen weiteren Nachteil: Dass es jetzt schwieriger ist, die Krankheit festzustellen, gibt der Milbe zusätzlich Zeit, sich auszubreiten – ein Faktor, der zumindest zum Teil auch die steigende Zahl der Betroffenen erklären könnte. Eine finale Diagnose ist erst durch einen mikroskopischen Befund durch den Dermatologen möglich. Sobald der erhoben wurde, kann schnell gehandelt werden. Der Patient bekommt eine Creme, die er auftragen muss – nur wer sie sorgfältig aufträgt, wird die Krätze sicher los.
Seit Anfang dieses Jahres ist die Therapie für Patienten aber leichter und angenehmer, denn Ivermectin – ein Wirkstoff, der den Stoffwechsel der Milben blockiert, wurde nun in Tablettenform zugelassen, eine einmalige Einnahme reicht. Häufige Übertragungsorte bzw. -gegenstände sind gemeinsame Schlafplätze, Leibwäsche, Handtücher, Gummihandschuhe, Polstermöbel oder Schlafzimmerfußböden. Die Milben können nach dem Abschuppen bei Zimmertemperatur 24 bis 36 Stunden und in Einzelfällen sogar 96 Stunden überleben. Es gibt Hygienemaßnahmen, die verhindern, sich immer wieder aufs Neue anzustecken. Folgende Dinge sollten Betroffene berücksichtigen: regelmäßig Fingernägel schneiden, häufig die gesamte Wohnung saugen, Wäsche und Handtücher nicht unter 60 Grad waschen, getragene Kleidung in einem Zeitraum von zwei Wochen nicht nochmal anziehen. Auch dann ist ein erneuter Befall nicht gänzlich auszuschließen. Denn die Milben und ihre Eier sind robust, letzte Reste können erneut zu Entzündungen führen, danach ist man in der Regel aber geheilt.