Der in Deutschland viel geschmähte Fahrdienst Uber bietet in Südafrika einen interessanten Service an: Grippeimpfung per Hausbesuch. Ein kleiner Knopfdruck in der Uber-App reicht und schon kommt eine Krankenschwester mit der Impfstoff-Spritze vorbei.
Wenn man in der deutschen Presse von Uber liest, hat man den Eindruck, die Mächte des Bösen wollten den öffentlichen Nahverkehr übernehmen. Uber-Autos werden vom Taxigewerbe die gleichen Zerstörungskräfte nachgesagt wie Steven Kings dämonischer Rostlaube Christine.
Natürlich: Die Besitzstandbewahrer im Transportwesen würden uns gerne auf dem Verkehrsmodell der 1960er Jahre festnageln. Wer einmal mit Uber oder BlablaCar unterwegs war oder Carsharing-Modelle wie Car2Go oder DriveNow kennt, weiß aber mittlerweile, dass das gute alte Taxi nicht die Krone der Fortbewegung ist. Von Googles autonomen Autos ganz zu schweigen.
Es wäre aber zu kurz gedacht, wenn man glaubte, Uber würde nur chronisch missgelaunte Taxifahrer ersetzen. In Wirklichkeit bietet Uber eine ziemlich raffinierte Transportlogistik, mit der man in den USA von den eigenen Kindern bis zum Umzugskarton bereits alles in der Gegend umher bewegen kann.
In Zusammenarbeit mit Krankenversicherer Discovery-Health mischt sich Uber in Südafrika jetzt auch in das Gesundheitswesen ein. Für 100 Rand, umgerechnet knapp 8 Euro, kann man sich die Grippeimpfung bequem nach Hause bestellen - Krankenschwester inclusive. Für diesen Preis kann man sogar weitere 4 Familienmitglieder mitimpfen. Dazu reicht ein einfacher Knopfdruck in der Uber-App.
Sicher ist das zunächst vor allem ein Marketing-Gag, um neue Kunden zu gewinnen - aber es zeigt einen interessanten Trend auf, der vom allgegenwärtigen Ecommerce vorangetrieben wird: Zuerst werden die Waren, dann auch die Dienstleistungen nach Hause geliefert. Warum soll ich mir die Spritze umständlich in der Praxis abholen, wenn Amazon oder Zalando mir kostenlos 5 Paar Schuhe bequem ins Wohnzimmer liefern? Die jetzt aufwachsende Konsumenten-Generation dürfte bald auch an Gesundheitsdienstleister erhöhte Anforderungen stellen. Da darf man gespannt sein.