Dass in Ermangelung eines Anästhesisten die Narkose von einem angelernten Pfleger geleitet wird, ist an sich, zumindest in diesem Kontext, noch kein Grund zur Sorge. Solange Schmerzfreiheit gewährleistet ist...
Mitwirkende:
Doc (die operierende Chirurgin)
Anä (der zuständige Anästhesiepfleger)
Der Patient (3 Schusswunden: Eintritt und Austritt Brustkorb mit Rippenfraktur, Defektwunde von 15 cm Durchmesser linker Oberarm), seit 2 Tagen auf die Versorgung der Wunden wartend.
Anä: Patient schläft, wir können anfangen.
Doc macht den ersten Schnitt, Patient stöhnt und zieht die Stirn in Falten.
Doc: Der Patient hat Schmerzen.
Anä: Jaja, das ist einer von denen, die immer zu viel Alkohol getrunken haben. Ich habe ihm schon genug gegeben.
Doc: Ich werde erst weitermachen, wenn der Patient keine Schmerzen mehr äußert.
Anä: O.k., dann hören wir gleich auf.
Unbedingt! (Schlussfolgerung, meinerseits):
Ich operiere keinen Patienten, der keine ausreichende Narkose hat und Schmerzen äußert. Ein Patient, der stöhnt, wenn ich schneide, braucht ein Schmerzmittel beziehungsweise mehr davon.
Anästhesiepfleger Fred sagt: Früher haben wir diese Sachen überhaupt nicht im OP, sondern auf Station gemacht.
Ich sage: Ich bin froh für die Möglichkeit, diese Dinge heute unter sterilen Bedingungen und mit ausreichend Schmerzmitteln im OP machen zu können, auch um der Patienten willen.
Kein Konsens bisher.