In Ergänzung zu meinem Beitrag über den PraenaTest möchte ich diesmal ein Buch empfehlen, welches sich nicht ausschließlich mit dem Bluttest beschäftigt. Giovanni Maio schreibt, wie es im Untertitel heißt über den "wachsenden Druck der vorgeburtlichen Diagnostik"auf werdende Eltern.
Auch wenn mir von einigen Kommentatoren des Beitrags über den Praenatest die Kompetenz über Themen außerhalb der Neurologie abgesprochen wurde, bin ich überzeugt, dass gerade die Ethik sowohl am Anfang als auch am Ende des Lebens ein Bereich ist, mit welchem sich jeder Arzt beschäftigen sollte. Ich für meinen Teil nehme die Aussage der Berufsordnung für Ärzte ernst. Dort heißt es: "Ich werde jedem Menschenleben von der Empfängnis an Ehrfurcht entgegenbringen. [1]" Deshalb möchte ich jedem Arzt, interessiertem Leser des Blogs das Buch von Giovanni Maio "Abschied von der freudigen Erwartung - werdende Eltern unter dem wachsenden Druck der vorgeburtlichen Diagnostik" ans Herz legen.
Klappentext
Immer häufiger ist die Schwangerschaft von Sorgen überschattet. Alles dreht sich um die Gesundheit des heranwachsenden Kindes. Befürchtete Gefahren und Risiken bedrängen die elterliche Vorfreude. Im Falle einer diagnostizierten Behinderung wird das Kind oft als Belastung oder sogar als Bedrohung für die Eltern und für die Gesellschaft empfunden. Aus den zunehmenden medizintechnischen Möglichkeiten, ungeborenes Leben auf Herz und Nieren zu prüfen, erwächst im Handumdrehen die elterliche Pflicht, »kein Risiko einzugehen«. Immer häufiger wird den werdenden Eltern die Entscheidung abverlangt, das Kind im Falle kritischer oder nicht eindeutiger Befunde »vorsorglich« abzutreiben.
Die ethische Grundannahme, daß jeder Mensch einzigartig ist und sein Leben unverfügbar sein muß, gerät immer mehr in die Defensive. Manchen gilt sie gar als antiquiert. Der hohe seelische Preis einer Entscheidung gegen ein behindertes Kind oder überhaupt gegen das ungeborene Leben sowie die gesellschaftlichen Folgen dieser Abwehrhaltung zeigen sich oft erst sehr viel später … Giovanni Maio plädiert deshalb eindringlich dafür, in jedem Leben die ihm eigene Kostbarkeit zu erkennen. Es geht ihm darum, der technisch-diagnostischen Machbarkeit nicht blind zu folgen, sondern in Demut und Behutsamkeit den Gabecharakter allen Lebens wiederzuentdecken.
Giovanni Maio: "Abschied von der freudigen Erwartung". Werdende Eltern unter dem wachsenden Druck der vorgeburtlichen Diagnostik.Edition Sonderwege, Waltrop 2013. 144 S., br., 9,80 [Euro].
[1] http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/MBO/MBO_02.07.2015.pdf