Die PREFERE-Studie zur Therapie des Prostatakarzinoms wurde im Jahr 2013 von Experten zunächst klar befürwortet. Nun fordern mehrere Onkologen das sofortige Ende des Projekts. Die mangelhafte Studie hat bereits 25 Millionen Euro verschlungen.
Als die PREFERE-Studie („Präferenzbasierte randomisierte Studie zur Evaluation von vier Behandlungsmodalitäten bei Prostatakarzinom mit niedrigem und frühem intermediären Risiko“) im Jahr 2013 begann, waren viele Onkologen voll des Lobes. Sie sprachen von der „wichtigsten und größten deutschen Krebsstudie zum Prostatakarzinom“, die „richtungsweisend für zukünftige Behandlungen“ sein werde. Für PREFERE ließen die Deutsche Krebshilfe sowie die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen 25 Millionen Euro springen.
Ziel von PREFERE ist es, vier etablierte Therapieoptionen zu vergleichen: die radikale Prostatektomie, die perkutane Strahlentherapie, die Seedimplantation oder die aktive Überwachung bei fortschreitendem Tumor. Bis 2017 sollten rund 7.600 Teilnehmer rekrutiert werden. Doch es kam anders. Den Organisatoren ist es nicht einmal gelungen, 400 Patienten zu finden. Gleichzeitig kritisieren Onkologen bei einer Podiumsdiskussion der Stiftung Männergesundheit methodische Schwächen. In einer Meldung heißt es, alle Behandlungsmethoden der Studie seien heute erwiesenermaßen gleich wirksam, stünden aber mit unterschiedlichen Nebenwirkungen in Verbindung. „Der größte Fehler bei der Planung war eine patientenferne Vorgabe“, heißt es weiter. Patienten sollten – wie üblich – per Zufall einer Behandlungsgruppe zugewiesen werden. „Dabei war bereits aus anderen Studien bekannt, dass ältere Männer mit Prostatakrebs ungern die Therapiewahl dem Zufall überlassen“, schreibt die Stiftung Männergesundheit weiter. Damit bewahrheitet sich Ian F. Tannocks Kritik in jeglicher Hinsicht. Der Onkologe aus Toronto hatte als einer von wenigen Forschern schon zu Beginn der Studie seine Skepsis zum Ausdruck gebracht. Er halte es für „sehr unwahrscheinlich“, dass die Anwerbung vollständig durchgeführt werde. Auch würden Fragen untersucht, die bereits Thema anderer Untersuchungen gewesen seien. Innerhalb der vier Gruppen erwartete Tannock „allerkleinste Unterschiede zwischen den Behandlungsmöglichkeiten bei einer geringen prostatakrebsbedingten Todesrate“.
Bleibt als Fazit: „Aufgrund der unzureichenden Teilnahme der Patienten kann das Studienziel nicht mehr erreicht werden“, so Prof. Dr. Franz Porzsolt aus Ulm. „Daher ist kein Erkenntnisgewinn mehr zu erwarten. Die Studie muss sofort abgebrochen werden, um nicht weitere Patienten dem Experiment auszusetzen.“ Verschiedene Online-Medien hatten bereits vermutet, PREFERE würde Anfang Juli eingestellt, nachdem Onkologen nicht wenigstens 500 Patienten gefunden hatten. Eine offizielle Stellungnahme gibt es bis dato aber nicht.