Quarantäne für Endoskopiegeräte: effektiv oder unsinnig? Trotz hoher Hygiene- und Qualitätsstandards zeigen 2 % aller Duodenoskope nach der Reinigung eine Keimbesiedelung, die vor allem bei resistenten E. Coli-Stämmen die Forschungs- und Kliniklandschaft langfristig vor neue Aufgaben stellen wird.
Jeder, der schon einmal in der gastroenterologischen Endoskopie tätig war, weiß um den hohen Patientendurchlauf in diesen Abteilungen. Selbst in Kliniken der Grund- und Regelversorgung ist dieser nicht zu unterschätzen. Anders als in Kliniken der Maximalversorgung, stehen diesen Häusern jedoch nicht die Masse an Instrumentarien zur Verfügung. Auch wenn es keine Studiendaten darüber gibt, ob das Verhältnis des Anteils des Endoskopieequipments in Kliniken der Grund- und Regelversorgung gegenüber dem Patientendurchlauf dasselbe ist, wie in Kliniken der Maximalversorgung.
Nichtsdestotrotz wissen wir alle, dass wir oft mehr Patienten in der Warteschlange haben als zu bewältigen sind. Und selbst wenn man die Anzahl der „unsinnigen“ Endoskopien einmal abzieht – die gibt es ja schließlich auch – gehen die meisten gastroenterologischen Abteilungen mit einem hohen Patientendurchlauf einher.
Nun haben Ross et al. eine Studie über die Übertragung von Infektionen mittels Endoskop herausgebracht, die zumindest jeder endoskopisch tätige Arzt und jede Endoskopieschwester einmal gelesen haben sollte. Grundlage der Erhebung war das Auftreten einer durch ein Duodenoskop verschleppten Infektion in neun Fällen. Was vielleicht weniger gravierend wäre, wenn es sich dabei nicht um hochresistente E. coli-Stämme gehandelt hätte. Dabei wurden alle Duodenoskope einer standardisierten Reinigung unterzogen. Und doch zeigten sie in 2 % von 1.524 untersuchten Reinigungszyklen eine Besiedelung. Kaufen wir also mit einem höheren Patientendurchsatz auch eine höhere Durchseuchung mit resistenten E. coli-Stämmen ein?
Wir können und dürfen davon ausgehen, dass wir gerade in Deutschland hohe Qualitätsansprüche in der Endoskopie vorzuweisen haben. Und es darf diskutiert werden, ob nicht 2 % Besiedelung als ähnliches, nicht auszuschließendes Risiko gewertet werden darf, wie man es auch von den prozentualen OP-Risiken kennt. Mit Blick auf die zunehmenden Resistenzen, auch unter den gastroenterologischen Keimen wie E. coli, sollte es dennoch Ziel der Forschung und auch der Klinik sein, Verfahren zu entwickeln, um die 2 % Besiedelungsrate nach Reinigungsdurchlauf zu minimieren – oder gar auf Null zu senken (Träumen ist erlaubt, auch in der Forschung. Die Träume von heute sind die Realität von morgen).
Dass diese Senkung möglich sein könnte, verdeutlichen ebenfalls die Daten von Ross. So kann eine sich an den Reinigungsprozess anschließende 48-stündige Quarantäne die Keimbesiedelung des Duodenoskops beseitigen. Das dabei auftauchende Problem liegt in der Logistik. Ein Klinikum der Maximalversorgung dürfte ausreichend Duodenoskope zur Verfügung haben, um diese Quarantänezeit ohne Behinderung des Patientendurchlaufs einhalten zu können. Doch wie sieht es in den kleinen Kliniken aus? Zwei Tage Quarantäne würden hier eine deutliche Minimierung der Behandlungen nach sich ziehen. Insofern ist die Quarantäne, die wir den Duodenoskopen auferlegen, sicher ein sinnvoller, aber wenig praktikabler Schritt. Es bedarf weiterer Methoden, um auch ohne Quarantäne die Keimbesiedelung zu minimieren.
Quelle: FDA.gov. Supplemental Measures to Enhance Duodenoscope Reprocessing: FDA Safety Communication. 2015. Available at: http://www.fda.gov/MedicalDevices/Safety/AlertsandNotices/ucm454766.htm Accessed September 3, 2015.