Die berufsbegleitende ärztliche Fortbildung verdient einen höheren Stellenwert im Gesundheitswesen. Das forderte die Cologne Consensus Conference 2015, die im September in Köln stattfand.
Die berufsbegleitende ärztliche Fortbildung verdient einen höheren Stellenwert im Gesundheitswesen. Denn sie hält Ärztinnen und Ärzte über den aktuellen Wissensstand der Medizin auf dem Laufenden und trägt so dazu bei, wissenschaftliche Erkenntnisse schnell den Patienten zugutekommen zu lassen. Darüber waren sich namhafte nationale und internationale Fachleute bei der vierten Cologne Consensus Conference (CCC) einig. An der Konferenz unter dem Titel „Providers in accredited CME/CPD“, die von der European Cardiology Section Foundation (ESCF) am 11. und 12. September 2015 in Köln veranstaltet wurde, nahmen über 50 Experten aus mehreren europäischen Ländern, aus den USA und Kanada teil. Nach gemeinsamer Ansicht der Teilnehmer muss auch unter Ärzten das Bewusstsein geschaffen werden, dass Fortbildung / Continuing Medical Education (CME) nicht nebenbei erledigt werden kann. Gute Ärzte mit exzellenten didaktischen Fähigkeiten trügen mit ihrem Engagement in der Fortbildung letztlich zur Qualität der medizinischen Versorgung bei. Dies erfahre vom Berufsstand und von der Gesellschaft noch nicht ausreichend Wertschätzung, beklagten Teilnehmer aus Europa und Nordamerika. Prof. Dr. med. Reinhard Griebenow, Vorsitzender des Vorstands der ECSF, rief dazu auf, im Berufsstand und in der Politik Lobbyarbeit für die ärztliche Fortbildung zu betreiben. Ärztliche Fortbildung bedarf in den meisten Ländern einer Zertifizierung. Im Mittelpunkt der Konferenz stand die Frage, welcher Fortbildungsanbieter vertrauenswürdig ist. Während in Deutschland die Ärztekammern Fortbildungsmaßnahmen daraufhin prüfen, ob sie den gesetzlichen Anforderungen und der ärztlichen Fortbildungsordnung entsprechen, werden in Nordamerika die Anbieter zertifiziert („Provider Accreditation“). Dr. Graham McMahon, Präsident des Accreditation Council for CME (ACCME) in Chicago, und Dr. Craig Campbell, zuständiger Direktor im Royal College oft Physicians and Surgeons of Canada in Ottawa, erläuterten, wie sie Anbieter ärztlicher Fortbildung zulassen. Diese werden in einem aufwendigen Verfahren, das ein Jahr in Anspruch nimmt, auf ihre Eignung überprüft. „Sicherzustellen, dass Fortbildungsaktivitäten frei sind von kommerziellen Interessen, hat für uns Priorität“, stellte McMahon heraus. Dazu hat das ACCME zum Beispiel Standards zur Auswahl der Referenten und zur Offenlegung von Interessenkonflikten definiert. Ihre Einhaltung wird in Stichproben kontrolliert. Spätestens nach sechs Jahren muss ein Fortbildungsanbieter sich neu akkreditieren lassen. Aus den Anstrengungen in den USA und in Kanada, umfassende Qualitätsstandards für die Fortbildung durchzusetzen, könnten trotz des ganz anderen gesetzlichen und institutionellen Rahmens auch die Akteure in Deutschland und Europa lernen. „So müssen wir etwa neben Referenten und Inhalten noch stärker auch die Rahmenbedingungen im Blick behalten“, sagte der ECSF-Vorstandsvorsitzende Griebenow. Er sieht in Deutschland im Auftreten von Fortbildungsanbietern, die eindeutig durch kommerzielle Interessen geprägt seien, eine Herausforderung. Dabei hat er Veranstaltungsagenturen und Unternehmen, die mit Ärzten zusammenarbeiten, im Blick, die neuerdings zusätzlich zu den traditionellen Fortbildungsanbietern auftreten. Ärzte müssen nach Überzeugung Griebenows alles tun, um ihre Autonomie bei der Festlegung von Fortbildungsinhalten zu bewahren. Die Ärztekammern haben bei der Zertifizierung von Angeboten sicherzustellen, dass die gesetzliche und berufsrechtliche Vorgabe eingehalten wird, wonach die Inhalte der Fortbildung frei von wirtschaftlichen Interessen sein müssen. Bei rund 350 000 zertifizierten CME-Veranstaltungen pro Jahr ist das schon mengenmäßig keine einfache Aufgabe. Breite Übereinstimmung herrschte unter den internationalen Experten, dass Fortbildung sich hinsichtlich ihrer Formate und Medien weiterentwickeln müsse. Der traditionelle Frontalunterricht sei abzulösen durch Kleingruppenveranstaltungen, in denen die Teilnehmer voneinander lernen könnten, und auch durch mehr Web-basierte Angebote. Ein weiteres Ziel ist, dass nicht der einzelne Arzt sondern ganze Teams, die im Alltag in Klinik und Praxis zusammenarbeiten, sich gemeinsam fortbilden. European Cardiology Section Foundation (gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts) Prof. Dr. Reinhard Griebenow c/o Sparkasse KölnBonn, Stiftungs- und Vereinsmanagement Hahnenstraße 57 50667 Kölngriebenow@e-cs-f.orgwww.e-cs-f.org
Redaktion: Beatrix Polgar-Stüwe Über European Cardiology Section Foundation (ECSF) ECSF wurde 2010 von der Sektion Kardiologie im europäischen Facharztverband UEMS (Union of European Medical Specialists) als gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Köln gegründet. Satzungsgemäß fördert sie unter anderem die ärztliche Fortbildung. Sie hat zu diesem Zweck die CCC-Konferenzen ins Leben gerufen als offenes Forum für alle interessierten Parteien zur Diskussion aktueller berufspolitischer Themen mit Fokussierung auf Fragen der Fortbildungszertifizierung. ECSF ist verantwortlich für die Zertifizierungspraxis von EBAC (European Board for Accreditation in Cardiology), das internationale Fortbildungen im Bereich der kardiovaskulären Medizin zertifiziert.