„Oh, Sie haben ja Zwei!“ ruft der Kunde vor dem Naturheilmittelregal stehend aus, kaum bin ich zu ihm gekommen.
Leider steht er so weit weg von den „Zwei“, dass ich keine Ahnung habe, wovon er redet. Aber er fährt schon fort: „Das letzte Mal hatten sie nur einen Sirup!“
Aha – er meint also den Hollundersirup, der – jetzt wo die Erkältungszeit wieder anfängt – auch wirklich in mehrfacher Ausführung vorhanden ist.
„Ich nehme dann mal beide.“ – meint der Mann und wendet sich, ohne darauf zu warten, dass ich beide Flaschen mitnehme, schon der Kasse zu.
Ich folge ihm mit dem Sirup, nur um von ihm einen Zettel unter der Nase durchgezogen zu bekommen: „Und so eine hätte ich auch gerne noch!“ Der Zettel ist zwar nach einer Dreiviertelsekunde schon wieder in der Tasche verschwunden, aber ich habe darauf gerade noch erkennen können, dass es ein Duschmittel von Weleda ist und Dank der Farbe weiß ich auch welches.
„Sehr gut“, lobt mich der Mann, als ich es apportiere. „Das haben Sie also auch?“
Ich (lächelnd): „Ja. Darf es sonst noch etwas sein?“
Er: „Nein, das ist alles.“
Nach dem Einkassieren, bei dem er sich unglaublich viel Zeit lässt und so ziemlich alle Münzen, die er besitzt, aus dem Portemonnaie zu klauben – ich versuche meinerseits nicht halb so ungeduldig zu wirken wie er vorher – meint er: „Ich hab’ doch noch was: ein Exsipal!“ Ja, so ausgesprochen.
Von Excipial gibt es unglaublich viele verschiedene Formen, also frage ich zur ersten Unterscheidung: „Creme oder Lotion?“
Er: „Das Flüssige!“
„Okay, und wissen Sie auch noch, ob es die Hydro- oder die Lipolotio gewesen ist, oder vielleicht die Mandelöllotion?“
Er (schon wieder ungeduldig werdend): „Zeigen Sie mir die Packung, dann sage ich Ihnen welches!“
„Das wird schwierig“, meine ich, „die haben letztens die Packungen gewechselt und…“ Dem Mann bin ich ganz offensichtlich nicht schnell genug und er unterbricht mich: „… Wenn ich sie sehe, weiss ich welche, bringen Sie sie her!“ Nun denn. Ich hole Lipo- und Hydrolotio (die Mandelöl ist neu, die lasse ich weg, das verwirrt ihn nur noch mehr, denn ich weiss genau, was jetzt kommt) und stelle sie vor ihn auf den Tisch.
Er: „Und welche ist jetzt die Creme und welche die Lotion?“
Ich: „Das sind beides die Lotionen. Die haben die Packung gewechselt und …“
Er: „Meine hat aber nicht so ausgesehen! Die sehen ja beide genau gleich aus!“
(Das will ich ja die ganze Zeit schon erklären!) Ich: „Ja – mit dem Unterschied, dass auf der einen ein “L” und auf der anderen ein “H” steht und …“
Er reisst die eine Packung auf, ich kann es nicht anders nennen, die Schachtel ist danach halb kaputt.
Ich, nun leicht entsetzt: „Die sind auch innen nur noch weiß!“ und nehme vorsichtig die andere Dose zum Zeigen heraus.
Er stellt die Dose vor sich: „Die ist ja nur noch weiß!“
Ich: „Ja. Das ist das, was ich Ihnen die ganze Zeit gesagt habe... Halt!“ Ich kann ihn gerade noch bremsen, bevor er die Dose auch noch aufmacht. „Wenn Sie die aufmachen, müssen Sie sie auch kaufen. Versuchen wir doch erst herauszufinden, welche Sie hatten.“
Er. „Sie war flüssig!“
Ich: „Das sind sie beide. War das für normale bis trockene Haut oder für trockene bis sehr trockene?“
Er: „Trockene Haut!“
Seufz.
Ich: „Okay. Hat die Lotion geklebt, nachdem Sie sie eingestrichen haben?“. Das macht die fettere Lipolotio nämlich.
Er: „Das weiß ich nicht mehr, aber sie war ziemlich flüssig.“
Ich: „Dann würde ich Ihnen raten, die leichtere, die Hydrolotio zu nehmen, die ist ziemlich flüssig.“
Er: „Ach – ich weiss nicht. Ich habe zu Hause noch die alte Dose …“
Ich: „Dann könnten Sie da drauf nachsehen, welche es ist, oder Sie bringen sie mit.“
Er: „Aber die Dose war ganz anders farbig.“
Ich: „Ja – weil die Firma die Packungen gewechselt hat, die sind jetzt alle weiß.“
Er: „Na – dann warte ich noch.“
Bitte.
Danke gar nicht, liebe Spirig, für dieses Zwischenspiel. So was braucht dermaßen Nerven und Zeit.