Amerikanische Ärzte behandelten einen Patienten mit HCV-Infektion, bei dem Energydrinks zur akuten Hepatitis führten. Auch bei Menschen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen sind gesundheitliche Folgen unklar. Politiker wollen den Verkauf jedoch nicht einschränken.
Spurensuche im Krankenhaus: Von einem ungewöhnlichen klinischen Fall berichtet Jennifer Nicole Harb. Sie arbeitet am University of Florida College of Medicine, Gainesville. Ein 50-jähriger Bauarbeiter stellte sich mit ausgeprägten Symptomen einer Gelbsucht vor. Seine Symptome überraschten zunächst. Er konsumierte weder Alkohol noch Drogen. Auch in der familiären Vorgeschichte gab es keine Auffälligkeiten. Harb und ihre Kollegen bestätigten bei der weiteren Untersuchung ihren Anfangsverdacht. Sie fanden stark erhöhte Werte für die Aminotransferase, für Bilirubin, aber überraschenderweise auch für Vitamin B12 und Folsäure. Zusammen mit der Bildgebung diagnostizierten sie schließlich eine akute Hepatitis. Antikörpertiter sprachen jedoch für chronisch-entzündliche Prozesse, sprich eine HCV-Infektion. Nichts deutete auf eine Zirrhose, auf eine Autoimmunerkrankung oder auf einen Morbus Wilson hin.
Schließlich kam Harb über Informationen aus dem Anamnesegespräch auf die richtige Spur. Der Patient hatte berichtet, er konsumiere seit drei Wochen mehrere Dosen Energydrinks pro Tag. Das könnte auch erklären, warum Ärzte auffällig hohe Vitamin B12- und Folsäure-Werte gemessen hatten. Wenige Tage nach Absetzen der Energydrinks normalisierten sich seine Laborparameter. Als Erklärung gibt Harb an, entscheidend sei die Vorbelastung der Leber in Kombination mit großen Mengen des Vitamins B3 gewesen. Niacin zeigt hepatotoxische Effekte, die sich normalerweise nur bei hohen Konzentrationen bemerkbar machen.
Der jetzt veröffentlichte Fallbericht ist eher als Besonderheit zu bewerten. Wesentlich häufiger führen Energydrinks zu Herz-Kreislauf-Störungen. Älteren Untersuchungen zufolge lösten handelsübliche Energydrinks mit 400 mg Taurin und 32 mg Koffein pro 100 ml Störungen in der Kontraktilität des Herzmuskels aus. Der Effekt war noch eine Stunde nach dem Konsum per Kernspintomographie nachweisbar. Welche gesundheitlichen Folgen für Patienten mit Vorerkrankungen auftreten, ist unklar.
Angesichts möglicher Gefahren haben sich Gesundheitspolitiker aus Lettland entschlossen, eine Regelung vorzubereiten. Energydrinks sollen nicht mehr an Konsumenten unter 18 Jahren verkauft werden. Jetzt fordern NGOs auch in Deutschland ähnliche Maßnahmen. Die Verbraucherorganisation foodwatch kann sich vorstellen, bei uns ebenfalls eine Altersgrenze für entsprechende Getränke einzuführen. Das kann dauern. EU-Politiker wollen Kunden zumindest vor irreführenden Werbeaussagen schützen. Im Juli hatte das Europaparlament Pläne der Europäischen Kommission vereitelt, Botschaften wie „erhöht die Ausdauer“ oder „fördert die Konzentration“ zuzulassen.