Recht haben Sie ... Voilà! Besuchsnachmittag in einer renommierten Lungenfachklinik. Ein Langzeitpatient heißt seinen Freund willkommen. Das Gespräch landet nach den üblichen Begrüßungsfloskeln rasch beim Klinikpersonal:
dem effizienten Fahrdienst, dem fachlich und menschlich überzeugenden Chefarzt. Dann gebe es da noch einen Assistenten - ein ganz kompetentes Kerlchen. Im Hausprospekt sei ausdrücklich auf seine Tätigkeit hingewiesen. Er treibe nämlich Seelenzergliederung mit den Patienten.
"Was treibt er? Seelenzergliederung? Das ist ja widerlich!" (1)
Neunzig Jahre nach dem Erscheinen des "Zauberbergs" scheint die entsetzt-erheiterte Reaktion des Besuchers noch immer aktuell. Wie sonst ließe es sich erklären, daß es bisher keine wissenschaftlich etablierte Psychopneumologie gibt?
Psychodermatologie, Psychodiabetologie, Psychokardiologie, Psychoonkologie sind aus dem interdisziplinären Austausch nicht mehr wegzudenken. Eine vergleichbare Präsenz hat der psychosomatische Ansatz in der Pneumologie noch nicht erlangt.
Dieses Blog möchte versuchen, das Vorurteil des Hans Castorp zu hinterfragen. Es soll zeigen, daß eine evidenzbasierte psychosomatische Pneumologie überraschende Erkenntnisse und Behandlungsansätze liefert.
Es bietet eine sehr persönliche, praxisgeleitete Auswahl. Schön wäre es, wenn dieser Versuch lebhaft kommentiert würde. Schließlich ist es an der Zeit, endlich eine psychopneumologisch fundierte Diskussion mit Dr. Krokowski aus dem "Zauberberg" zu führen - zum Beispiel über seine These "das Krankheitssymptom sei verkappte Liebesbetätigung und alle Krankheit verwandelte Liebe." (2)
(1) und (2) zitiert nach: Thomas Mann, Der Zauberberg, S. Fischer Verlag, 1978