Die vorliegende Studie ist nicht nur wissenschafts- und erkenntnistheoretisch seltsam – sie ist auch in ihrer öffentlichen und professionellen Wahrnehmung durch hypertensiologische Experten befremdlich. Sie beinhaltet ganz banal eine Untersuchung über ‚Die Effektivität von niedrig dosiertem Chlorthalidon und Hydrochlorothiazid, erhoben durch ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessung‘
Publiziert wurde diese Untersuchung von Pareek AK, et al: J Am Coll Cardiol. 2. Februar 2016 als „Original Investigation | February 2016“ mit dem Titel „Efficacy of Low-Dose Chlorthalidone and Hydrochlorothiazide as Assessed by 24-h Ambulatory Blood Pressure Monitoring“.
[„Objectives - This study compared chlorthalidone, 6.25 mg daily, with HCTZ, 12.5 mg daily, by 24-h ambulatory blood pressure (ABP) monitoring and evaluated efficacy. Because HCTZ has been perceived as a short-acting drug, a third comparison with an extended-release formulation (HCTZ-controlled release [CR]) was added. Methods - This 12-week comparative, double-blind, outpatient study randomized 54 patients with stage 1 hypertension to receive either chlorthalidone, 6.25 mg, (n = 16); HCTZ 12.5 mg (n = 18); or HCTZ-CR 12.5 mg (n = 20). ABP monitoring was performed at baseline and after 4 and 12 weeks of therapy.“]
Der völlig unkritische Audio-Kommentar dazu [„Listen to this manuscript's audio summary by JACC Editor-in-Chief Dr. Valentin Fuster“] von Dr. Valentin Fuster, Chefredakteur des JACC, ist meines Erachtens suspekt: Denn aus diesen ausgesprochen dürftigen Studiendaten ohne jegliche Einschätzung der Langzeiteffekte, Komplikationen, Wirkungen, Interaktionen, Verträglichkeit, Compliance und Adhärenz kann man weder auf Morbiditäts- oder gar Mortalitätsdaten schließen.
Geradezu abenteuerlich und verwegen beliebig ist der Kommentar zu dieser Studie von Sternlicht H, Bakris GL: J Am Coll Cardiol. 2016 mit dem Titel:
„Hydrochlorothiazide as the Diuretic of Choice for Hypertension: Time to Kick the Habit“. Ohne auch nur eine einzige Spur harter Endpunktdaten vorweisen zu können, wird hier in einer törichten Ausdrucksweise die völlige Abkehr [„Kick the Habit“] von der bisher durch Langzeitstudien belegten Praxis der HCTZ-Kombinationstherapien gefordert:
Das darf doch nicht wahr sein!
Vgl. auch meine Kritik an der SPRINT-Hypertonie-Studie (Systolic Blood Pressure Intervention Trial) in meinem Blog auf DocCheck.