Brustkrebs ist längst nicht mehr allein Frauensache. Heutzutage erkranken jährlich bis zu 600 Männer neu an Brustkrebs, ein Viertel von ihnen stirbt daran. Die Erkrankung wird oft sehr lange ignoriert, vor allem auch deshalb, weil Mann zu wenig darüber weiß. Doch Tatsache ist: Auch wir Männer können an Brustkrebs erkranken und sterben!
In vielen Fällen ist es bei Diagnosestellung für eine Therapie schon zu spät. Mann geht eben gewohnheitsgemäß erst dann zum Arzt, wenn die Schmerzen oder Einschränkungen unerträglich werden. Glücklich, wer verheiratet ist oder in einer Partnerschaft lebt. Der Partner drängt den Mann meist sehr viel früher, zum Arzt zu gehen.
Jeder von uns Männern, das schließt im Übrigen auch die Ärzte mit ein, sollte die regelmäßige Früherkennungsuntersuchung beim Hausarzt oder beim Urologen wahrnehmen. Besonders diejenigen Männer, die am Klinefelter-Syndrom leiden oder solche, in deren Familie bereits Brustkrebs aufgetreten ist, gehören zu den Hoch-Risikopatienten für Brustkrebs. Doch wie macht sich das Mammakarzinom beim Mann eigentlich bemerkbar? Wissen Sie es?
Auf Veränderungen an Haut und Brustpartie achten
Symptomatisch betrachtet unterscheidet sich Brustkrebs bei Frau und Mann eigentlich gar nicht. In vielen Fällen fällt zuerst ein tastbarer Knoten oder eine Verhärtung in der Brust auf. Dieses Frühzeichen ist jedoch schmerzlos und wird deshalb häufig nicht weiter beachtet. Anders als Frauen, betreiben Männer im häuslichen Umfeld auch keine besondere Selbstuntersuchung auf Hoden- und Brustkrebs. Oder wann haben Sie sich das letzte Mal an der Brust auf Knoten abgetastet?
Der Knoten kann lange Zeit schmerzunauffällig bleiben und wächst dennoch kontinuierlich. Im weiteren Verlauf kommt es nicht selten zur Einziehung einer Brustwarze oder zu sichtbarem Ausfluss aus der Brustwarze. Jedoch ist Mann hart im Nehmen: „Das wird schon wieder. Ist vielleicht nur eine Entzündung.“ Das Alarmzeichen, welches fast 40 % der betroffenen Männer dann schließlich in die ärztlichen Hände treibt, ist die schmerzhafte Lymphknotenschwellung in der Achselgegend.1 Auch Hautveränderungen an der Brust fallen deutlicher auf. Der Brustkrebs ist jetzt bereits metastasiert. Die Langzeitprognose dieser Patienten ist schlecht und hängt in hohem Maß auch von der Rezeptorausstattung des Tumors ab. Darin unterscheidet sich der männliche Brustkrebs ebenfalls in nichts von seinem weiblichen Pendant.
Prognostische Faktoren für männlichen Brustkrebs
Bei etwa einem Drittel der Männer mit Brustkrebs hat einer Studie zufolge die Metastasierung bereits stattgefunden, wenn die Patienten sich mit Symptomen in der Praxis vorstellen. Die bevorzugten Orte für solche Metastasen sind Knochen, Lunge und Leber.
Vergleichbar mit Brustkrebs bei Frauen, scheinen auch verschiedene Brustkrebs-Subtypen beim Mann zu existieren. Jeder dieser Subtypen steht für eine andere Prognose für den Patienten. Eine Studie untersuchte 2015 den Einfluss von vier solcher Subtypen auf das Gesamtüberleben der Männer: HR-positiv/HER2-negativ, HR-positiv/HER2-positiv, HR-negativ/HER2-positiv und dreifach-negativ. Es zeigte sich, dass die Patienten mit dreifach-negativem Brustkrebs die schlechteste Prognose hatten. Sie waren jünger, hatten den weiter fortgeschrittenen Tumor und starben sehr viel wahrscheinlicher an ihrem Brustkrebs. Auch diejenigen Männer mit HER2-positivem Tumor hatten ein schlechteres Gesamtüberleben. Die Autoren dieser Studie schlossen daraus, dass neben Alter und Tumorgrad vor allem auch der Tumorsubtyp eine bedeutende Rolle beim Gesamtüberleben von männlichen Brustkrebspatienten spielt.
Ein ER-positiver Tumor hingegen scheint zumindest innerhalb der ersten fünf Jahre nach Diagnose das Gesamtüberleben zu verlängern. Die Autoren dieser aktuellen Studie aus dem Jahr 2016 befanden darüber hinaus, dass Männer mit den folgenden Faktoren deutlich weniger lange überlebten: hohes Alter, fortgeschrittener Tumorgrad, keine Therapie, ER-negativer Tumor oder Familienstand „ledig“.
Fazit
Brustkrebs tritt bei Frauen und Männern auf. Da er beim Mann aber ungleich seltener ist, wird er oft übersehen, mit schweren Folgen für jeden vierten Betroffenen. Die einzige Möglichkeit, Brustkrebs frühzeitig zu erkennen, bleibt die Tastuntersuchung der Brust zuhause oder durch den Hausarzt bzw. Urologen. Männer mit früheren Krebserkrankungen, Strahlentherapie, Klinefelter-Syndrom oder einer Familiengeschichte, in der bereits Großvater, Vater oder Brüder an Brustkrebs erkrankt waren, sollten unbedingt die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Es geht im Zweifel um ihr (Über-)Leben.
Quellen:
1. Sanguinetti A et al., Male breast cancer, clinical presentation, diagnosis and treatment: Twenty years of experience in our Breast Unit, Int J Surg Case Rep 2016, http://dx.doi.org/10.1016/j.ijscr.2016.02.004