Ernährungsexpertin Dr. Lea Borgi et al vom Brigham and Women‘s Hospital in Boston/USA schauten in drei großen Kohortenstudien nach der Hypertonie-Inzidenz von Kartoffelkonsumenten, um etwas publizieren zu können. Ihnen fiel aber nur ein allenfalls gering erhöhtes Hypertonierisiko bei hohem Kartoffelkonsum vorwiegend bei Frauen auf. Über die Ergebnisse wollten Sie aber gar nicht weiter nachdenken.
Auf Niederdeutsch sagt man „rin inne Kartübbeln, rut ut de Kartübbeln“ und im Englischen heißt es „It's ‚do this‘ one minute and ‚do that‘ the next“.
Die Publikation „Potato intake and incidence of hypertension: results from three prospective US cohort studies“ im British Medical Journal von Lea Borgi et al. ist ein gedankenlos zusammengerührter, ungenießbarer Kartoffelbrei.
[„Results - Compared with consumption of less than one serving a month, the random effects pooled hazard ratios for four or more servings a week were 1.11 (95% confidence interval 0.96 to 1.28; P for trend = 0.05) for baked, boiled, or mashed potatoes, 1.17 (1.07 to 1.27; P for trend = 0.001) for French fries, and 0.97 (0.87 to 1.08; P for trend = 0.98) for potato chips. In substitution analyses, replacing one serving a day of baked, boiled, or mashed potatoes with one serving a day of non-starchy vegetables was associated with decreased risk of hypertension (hazard ratio 0.93, 0.89 to 0.96)“].
Ergebnisse aus Rohdaten
Schlussfolgerungen bei diesen kruden Ergebnissen, nach denen „Kartoffelchips“ mit Salz-, Aromazusätzen und Konservierungsstoffen tendenziell eher vor Hypertonie schützen könnten, wurden irreführend gar nicht formuliert, indem dieses störende Detail einfach weggelassen wurde. [„Conclusion - Higher intake of baked, boiled, or mashed potatoes and French fries was independently and prospectively associated with an increased risk of developing hypertension in three large cohorts of adult men and women“].
Vorsätzliche Irreführung
Wissenschaftliche Irreführung („scientific misconduct“) war die hypothetische Annahme eines verringerten Hypertonie-Risikos durch Ersatz von Kartoffeln durch Gemüse in Studienpopulationen, die gerade ihre 4 und mehr Kartoffelrationen pro Woche schon verzehrt haben. Sollte man bei denen etwa durch Einsatz von Emetika und Magenspülung die angepriesene Gemüseportion doch noch erfolgreich ersetzen können? Da kann ich wohl kaum guten Appetit wünschen.
Zusammenfassung
Zusammengefasst sind die Ergebnisse weder signifikant noch relevant bzw. stümperhaft aufbereitet. Und wer kann sich schon zuverlässig erinnern, dass er/sie wirklich seltener als einmal pro Monat Kartoffeln isst. Von den in US-Rezepten sehr verbreiteten Süßkartoffeln ganz abgesehen.
Abbildung „Kartoffeldruck“ Copyright Praxis Dr. Schätzler
Bildquelle (Außenseite): jamonation, flickr