Von deliranten Patienten im Durchgang wurde ich nachts ja schon vieles geschimpft. Lügnerin, Betrügerin … Man wird geschlagen, gekratzt, angespuckt und während einem die Tabletten (oder Haldoltropfen) um die Ohren fliegen – meistens so gegen 3 Uhr in der Früh – fragt man sich für eine Nanosekunde, warum man sich freiwillig so einen Job antut.
Es läutet also das Telefon und man fragt, ob ich kommen könne, Frau B. ließe sich überhaupt nicht mehr beruhigen. Kurzer Blick auf die Uhr und in den Raum – wo man sich überhaupt befindet, also ob zu Hause oder auf der Arbeit, das ist ja schon manchmal nicht so klar. Manchmal erwacht man im Bereitschaftszimmer, aber auch auf der Notaufnahme gibt es – eigentlich für PatientInnen bestimmte – Betten. Da erkennt man manchmal nicht sofort, wo man ist und in welchem Jahrhundert man sich befindet. Vor allem dann, wenn der Tag/Nacht-Rhythmus so richtig durcheinander gewürfelt wurde und man nach zehn Minuten Schlaf aus einem Traum gerissen wird.
Ich zieh mir also die Schuhe an, kämme mir mit den Fingern kurz durch die Haare (um die verwirrten Omas und Opas nicht noch mehr zu verschrecken) und schlurfe auf die Bettenstation.
Frau B. sitzt wütend trampelnd im Bett, erklärt uns, dass sie SOFORT nach Hause gehen will und was das alles überhaupt soll und so weiter und so fort ... und wir würden sie ja sowieso nur vergiften wollen.
Ich, mit dunklen Ringen unter den Augen: „Frau B., Sie befinden sich im XY-Spital und es ist nach Mitternacht. Vielleicht können Sie nach dieser Tablette noch ein bisschen schlafen und morgen reden wir dann über die Entlass... “
Frau B.: „SIE SIND DER TEUFEL!!!!!“
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