Es gibt viele Wege, die zu einer krankhaften Erschöpfung führen. Entsprechend vielfältig und maßgeschneidert sollte die Therapie sein, die Burnout-Patienten aus ihrer Erschöpfungsspirale herausholt.
Ein Burnout kommt so gut wie nie aus heiterem Himmel. Meist entwickelt sich dieser Zustand der totalen körperlichen und psychischen Erschöpfung schleichend. Er ist das Resultat einer permanenten Überforderung (manchmal auch Unterforderung) in Beruf und Alltag.
Der Weg aus der Erschöpfungsspirale hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Ein Burnout verläuft in mehreren Schüben bzw. Stufen und zeigt eine große Bandbreite psychosomatischer Beschwerden. Ist die Erkrankung bereits weit fortgeschritten, ähneln ihre Symptome so ziemlich allen Krankheitsanzeichen einer Depression wie etwa Energie- und Kraftlosigkeit, eine pessimistische Grundeinstellung, Schlafstörungen und Phasen höchster Verzweiflung.
Der Weg zur Gesundung
Der erste Weg eines von Burnout Betroffenen sollte der Hausarzt sein. Er oder sie kann mögliche körperliche Störungen erkennen bzw. ausschließen und, wenn nötig, den Patienten zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie weiterverweisen.
Bei leichten Burnout-Vorstufen hilft aber oft schon das Gespräch mit dem vertrauten Arzt, um zu erkennen, wie man seinem Körper und seiner Seele Gutes tun kann: etwa mittels Erholungsphasen, einer Drosselung des Arbeitstempos oder durch die Annahme von Unterstützung bei überfordernder Doppelbelastung. Auch eine Psychotherapie kann bei der Erforschung der Burnout-Ursachen und bei der Entwicklung von Anti-Stress-Strategien helfen. Mehr Bewegung und Entspannung sind weitere Bausteine für ein gesünderes Leben. Mitunter helfen schon kleine Verhaltensänderungen, um wieder mehr Kraft für Beruf und Alltag zu schöpfen.
Im Anfangsstadium eines Burnouts reichen diese Maßnahmen oft aus, um innerhalb von sechs bis acht Wochen neuen Mut zu schöpfen. Die Erkrankten bleiben während dieser Zeit im Arbeitsprozess und nutzen für ihre Burnout-Therapie ambulante Angebote.
Stabilisierung und Neuorientierung in der Rehaklinik
Falls ein Burnout bereits weiter fortgeschritten ist und die Erkrankten starke Symptome zeigen, ist schnelles Reagieren besonders wichtig. Erste Hilfemaßnahmen können der sofortige Arbeitsstopp bzw. Krankenstand sein, die Suche nach wirkungsvoller Entlastung und der stationäre Aufenthalt in einer Klinik für psychosomatische Medizin. Informationen über freie Therapieplätze erhält man direkt in den jeweiligen Einrichtungen. Eine allfällige Wartezeit bis zur stationären Aufnahme lässt sich mit dem Start einer ambulanten Psychotherapie überbrücken, die auch nach dem Reha-Aufenthalt für weitere Betreuung sorgt.
Was erwartet nun die Patienten, die sich zu einer Reha entschließen?
Chefärztin Dr. med. Heike Schulze von der Psychosomatischen Klinik Bad Bocklet erklärt das Konzept eines fächerübergreifenden, individuellen und aus mehreren Bausteinen bestehenden Therapiekonzepts: „In der Reha werden Entspannungs- und meditativen Techniken und Techniken der Stressbewältigung vermittelt. Sport und Bewegung sind wichtig. Ebenso die medizinische Trainingstherapie, Ergo- und Gestaltungstherapie“, so Schulze. Auch das in der Reha vermittelte Wissen über gesunde Ernährung helfe den Erkrankten. Ebenfalls hilfreich: in einem geschützten Raum einfach mal Draufhauen zu dürfen. Daher setzt die Burnout-Klinik in Bad Bocklet, um Selbstabgrenzung und das „Nein-Sagen“ zu trainieren, auf das therapeutische Boxen.
All diese Optionen müssen für jeden einzelnen zu einem maßgeschneiderten „Therapiepaket“ zusammengeschnürt werden. Es gebe nicht „die stationäre Burnout-Therapie“ schlechthin, betont Dr. Schulze. Ganz im Gegenteil: Die Therapiestrategien gegen Burnout müssten immer individuell auf jeden einzelnen Patienten zugeschnitten sein. „Burnout ist zudem eine sehr vielschichtige Erkrankung, die sich nur bewältigen lässt, wenn sich Einzeldisziplinen untereinander verständigen“, erklärt die Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Daher arbeitet ihre Klinik eng mit der Klinik für Orthopädie und der Klinik Innere Medizin in Bad Bocklet zusammen. Das erleichtert auch die Medikation, also die Gabe von Schlafmitteln, Antidepressiva und Angstlösern.
Ein wichtiges Ziel der Reha ist, die Lebensführung so zu verändern, dass sich die totale Erschöpfung nicht wiederholt. „Die beste Therapie bei Burnout ist noch immer die Prävention“, weiß Dr. med. Georg Gilbergs-Schnarr, Chefarzt des Bereichs „Prävention“ am Klinikum Bad Bocklet. Er hat daher mit seinem Team einen kostenlosen Burnout-Onlinetest entwickelt. Dieser soll dabei helfen, schon die ersten Anzeichen einer krankhaften Erschöpfung zu erkennen. Ein wichtiger Punkt, denn ein sich anbahnender Burnout vergeht nicht einfach von alleine: „Je früher Sie etwas dagegen unternehmen, desto schneller und besser greift die Therapie“, so die Erfahrung des Präventions-Experte Gilbergs-Schnarr.