Was braucht man, um in Neuseeland arbeiten zu können? Vor jedes neue Abenteuer haben die weltlichen Mächte die Bürokratie gestellt... wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn Diplome auf einmal international problemlos anerkannt würden.
Zuersteinmal prüften Jacintha (die überhaupt eine großartige Hilfe war und ohne die ich mich nie durch diesen administrativen Dschungel geschlagen hätte), ob und welche Grundvoraussetzungen für die Arbeit als Arzt in Neuseeland gegeben waren. Je nach Qualifikation und Berufserfahrung werden vor die Arbeit noch Prüfungen oder Praktika gesetzt.
Mit meinen Voraussetzungen – einer Facharztausbildung aus einem Land mit vergleichbarem Standard und ausreichender Berufserfahrung (mindestens 36 Monate in den letzten vier Jahren in der Allgemeinmedizin tätig, zu mindestens 30 Stunden pro Woche) – hatte ich es vergleichsweise einfach ...
Diese Dokumente brauchte ich:
... aber auch nur Vergleichsweise. Vorzulegen waren unter anderem:
Das alles natürlich mit einer von einem zertifizierten Übersetzer erstellten englischen Version. Dazu kamen eine ganze Reihe von auszufüllenden Formularen und Erklärungen, ein Advanced Life Support Zertifikat stand auch noch auf der Wunschliste*.
„Nur eine Formalität verwaltungstechnischer Art“
Wie nicht anders zu erwarten, dauerte es Monate, bis alles einigemaßen zusammengetragen war und dem Medical Council of New Zealand zur Prüfung vorgelegt werden konnte und die Zeit wurde knapp. Schließlich musste ja auch noch eine Stelle für mich gefunden werden, ich konnte außerdem auch auf meiner Seite nicht nur lose Enden übrig lassen. Rückblickend hat die ganze Odysee zwischen den Ämtern eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem gewissen Haus aus Asterix & Obelix.
Es ist erstaunlich, wie schwierig es ist, in unserer angeblich so globalen und total vernetzten Welt seinen Lebensmittelpunkt zu verlagern – und sei es nur für sechs Monate. Was war mit meiner Krankenversicherung? Meinem Leasing-Vertrag für das Auto? Meiner Wohnung? Meiner – allein beim Gedanken daran wird mir schlecht – Steuererklärung? Wie sieht es aus mit den Prämien, die ich als niedergelassener Arzt bekomme, aber die normalerweise aufs komplette Jahr gerechnet werden? Mit meiner beruflichen Selbstständkeit? Je tiefer ich mich einarbeitete, desto mehr Fragen kamen auf und kaum jemand konnte mir befriedigende Antworten geben. Verunsichertes Schulterzucken war die häufigste Antwort, verbunden mit der Aussage: „So einen Fall hatten wir noch nie“.
Ich versuchte, alles so gut wie möglich in Ordnung zu bringen, aber vieles wirkte und wirkt etwas improvisiert und ich habe den unangenehmen Verdacht, dass da möglicherweise noch irgendwelche übersehenen Fallstricke sind, die mir in Zukunft noch Ärger machen werden.
* falls irgendjemanden die Wanderlust packen sollte ... ich habe das Material noch und helfe gerne, so gut ich kann.