Irgendwann, nach all den Vorbereitungen, geht es dann tatsächlich los zur neuen Arbeitsstelle ... und dahin, was für die nächsten Monate mein Zuhause werden soll. Natürlich hatte ich mal wieder nur eine sehr grobe Vorstellung, wie der nächste Schritt aussehen würde.
Und dann war er da, der große Tag. Immer noch leicht benommen von der Masse an Informationen, mit denen wir im Vorbereitungskurs überschüttet wurden, buchte ich mein Busticket ins drei Stunden entfernte Dannevirke.
Und die Unterkunft?
Irgendwo in dem regen Schriftverkehr zwischen Jacinta, der Koordinatorin, und mir, wurde in einem Nebensatz erwähnt, dass NZLocums sich um eine Unterkunft kümmern würde und auch um einen fahrbaren Untersatz. Das Thema kam im weiteren Verlauf nicht mehr zur Sprache, es war zwischen den ganzen dringenderen Themen schlichtweg untergegangen. Als ich in Wellington ankam, hatte ich buchstäblich keine Ahnung, wo ich drei Tage später unterkommen würde.
Schüchtern sprach ich das Thema an und bekam die Telefonnummer von Penny, einer nicht näher definierten Angestellten der Praxis in Dannevirke. Ich nahm allen Mut zusammen, denn ich hasse Anrufe an Unbekannte, und noch viel mehr in einer Fremdsprache, und rief an. Ich war halb darauf gefasst, dass man mir erklären würde, wegen der kurzfristigen Zusage hätte man nichts mehr organisieren können. Insgeheim hatte ich schon nach Hostels und Hotels gesucht, falls ich die ersten Wochen noch provisorisch würde wohnen müssen, und mir war das Herz in die Hose gerutscht bei den Preisen für die (ohnehin sehr spärlich gesäten) Unterkünfte.
Aber Penny versicherte mir, alles sei vorbereitet, und versprach mir, mich an der Bushaltestelle abzuholen. So saß ich denn mit klopfendem Herzen im Bus, aber immerhin begleitet von meinem Cousin, der sich ebenfalls zu einem Work & Travel-Abenteuer entschlossen hatte.
Farmland und Forstwälder, so weit das Auge reicht
Sobald man die Hauptstadt und ihre Vororte hinter sich gelassen hat – was nicht sehr lange dauert – wird die Landschaft für europäische Verhältnisse sehr ländlich: Farmland und Forstwälder, so weit das Auge reicht, unterbrochen von kleineren Städten. Wir fuhren Richtung Norden, immer an der Küste entlang, das Meer zur Linken, grüne Felder und die Berge zur Rechten.
In Palmerston North stiegen wir um, und dann wurde die Landschaft spektakulär: die Straße folgt der Bahnlinie durch die Manawatu Gorge, der Schlucht des Manawatu River, durch die Bergkette der Ruahine Range, und der Busfahrer nahm die Kurven in respekteinflößendem Tempo.
Auf der anderen Seite der Berge angekommen, zieht sich die Straße durch eine grüne, hauptsächlich von Schafen bevölkerte Hügellandschaft, in der sich irgendwo auch Dannevirke befindet.
Willkommen in Dannevirke
Dannevirke, so hatte ich gelernt, hat etwa 5.500 Einwohner und wurde 1872 von dänischen, norwegischen und schwedischen Einwanderern gegründet. Wem die historischen Fakten nicht bekannt sind, dem gibt das Ortseingangsschild zumindest einen diskreten Hinweis.
Penny holte uns wie vereinbart an der Bushaltestelle ab und fuhr uns zu meiner Unterkunft ... und ich war platt. Ich weiß nicht, womit ich gerechnet hatte. Wahrscheinlich der üblichen 1 1/2 Zimmer-Kombo mit Kochnische, wie man sie aus den Unterkünften für Studenten und für wissenschaftliches Personal auf Zeit kennt. Ich bekam einen kleinen, freistehenden Bungalow mit zwei Schlafzimmern, einem Arbeitszimmer, Bad, WC, Waschküche, einer großen Wohnküche und einer riesigen Veranda. Alles komplett möbliert und ausgestattet. Vor dem Bungalow und der dazugehörigen Garage stand ein neuer Leasingwagen (auch groß). Ich staunte mit offenem Mund. Und hätte fast laut gelacht, als Penny besorgt fragte, ob das für mich so in Ordnung sei.
Es war großartig. Viel, viel besser, als ich zu hoffen gewagt hatte. Nachdem ich das mindestens zehnmal versichert hatte, zeigte Penny mir noch, wie Internet, Strom und Wasser angeschlossen waren. Auf meine Nachfrage hin erklärte sie mir, dass auch die Nebenkosten getragen wurden. Es wurde mir langsam unheimlich. Und schließlich übergab sie mir einen liebevoll zusammengestellten Ordner mit allem, was man über das Leben in Dannevirke wissen musste.
Ich war unendlich erleichtert.
Ich nahm den Ordner als Bettlektüre mit und nahm mir vor, am nächsten Tag alles zu erkunden.
Bildquelle (Außenseite): MabelAmber, pixabay