Die Versandapotheke „Sanicare“ hat in der Causa Sexspielzeuge den Kürzeren gezogen. Laut Apothekenbetriebsordnung dürfen nur Waren mit Gesundheitsbezug verkauft werden. Allerdings schließt das eine das andere ja nicht unbedingt aus.
Die Apothekerkammer Niedersachsen hatte der Versandapotheke „Sanicare“ bereits 2014 untersagt, Sexspielzeuge zu verkaufen. Dagegen wurde direkt geklagt, aber auch das Verwaltungsgericht Osnabrück und das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht gaben der Kammer jetzt recht. Auch die Berufung konnte nichts ausrichten und wurde am 10. Januar abgelehnt. Die schönste Nebensache der Welt ist zwar wichtig für das körperliche Wohlbefinden, die Apothekenbetriebsordnung schreibt aber indes vor, dass Apotheken nur Waren mit unmittelbarem Gesundheitsbezug verkaufen dürfen.
Sex-Equipment aus der Apotheke gibt es schon lange
Rund um den Intimbereich gibt es in den Apotheken ja schon so einiges, das ganz legal angeboten wird. Kondome in allen Farben und Formen, besonders dünn, latexfrei, mit oder ohne Gleitmittel sind da bereits die Klassiker, der Sprung von normale auf Softtampons ist ebenfalls nicht weit.
Krankenkassen geben nicht immer ihren Segen – aber oft
Penispumpen werden sogar von den Krankenkassen übernommen. Aber bei so manchen Artikeln wird auch quasi augenzwinkernd aus einem Sextoy ein medizinisches Hilfsmittel. Wie andernorts Vibratoren als Massagestäbe „getarnt“ werden, gibt es in Apotheken Liebeskugeln zu kaufen, die dann eben als Trainingsgerät für den Beckenboden deklariert wurden. Das sind sie auch, nur ehrlich gesagt, bestellt das doch eher mal eine junge Frau bei uns als eine ältere Dame mit Inkontinenz oder eine mehrfache Mutter für die Rückbildung.
Nicht jeder Kunde will einen Sex-Shop betreten
Ich empfinde das ganz grundsätzlich nicht als problematisch, wenn dieses Randsortiment auch über Apotheken vertrieben wird. Viele Kunden trauen sich vielleicht nicht, einen einschlägigen Shop zu besuchen und fragen lieber bei uns nach einer Gleitcreme. Ob diese dann tatsächlich zur Behandlung vaginaler Trockenheit benutzt wird oder dem sexuellen Genuss dient, wird von uns sicher nicht hinterfragt. Wir sind es gewohnt, diskret und umfassend zu beraten und genießen ein großes Vertrauen in allen Bevölkerungsschichten.
Schwedinnen setzen auf Vibratoren aus der Apotheke
In schwedischen Apotheken waren die Sexspielzeuge aus diesem Grund vor ein paar Jahren der Renner. Doppelt so viele Frauen wie erwartet kauften dort nach der Einführung des neuen Angebotes ihren Bedarf ein.
Also liebe Versandapotheke – einfach nur ein wenig geschickter sein, den „Joystick“ als Nackenmassagegerät verkaufen und den Zusatz „flexibel einsetzbar“ nicht vergessen, dann klappts vielleicht mit der Kammer.
Bildquelle: Christina Xu, flickr