Wie sollen wir das denn jetzt wieder verstehen? Zuerst ist SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach völlig unerbittlich, was das Rx-Versandverbot angeht, weil er das „zarte Pflänzlein“ des Arzneimittelversandhandels in Deutschland nicht erdrücken möchte.
Im selben Interview erzählt er munter in den Vor-Ort-Apotheken sei für Chroniker eine „Beratung (...) oft nicht nötig“ und deutsche Versandapotheken sollten „schnellstmöglich ebenfalls Boni“ anbieten dürfen.
Dann wenige Wochen später ist plötzlich „Beratung (...) die klassische Aufgabe des Apothekers“. Damit gemeint sind wohl speziell die Chroniker, denn er bedient sich in seinem Beratungsbeispiel der großen Gruppe der Omeprazol-Dauerverwender. Beratung durch Apotheker soll aufgewertet und vergütet werden. Wie das allerdings funktionieren soll, erklärt er nicht. Sollen wir jetzt bei jeder Beratung nebenher kodiert eine Rechnung an die Krankenkassen übertragen? Oder die Hand aufhalten, wenn ich jemandem etwas zur Einnahme erkläre und sagen „das macht dann zwei fuffzich, Frau Müller“?
Aber nun der Rückzieher. Nachdem es noch Ende Oktober hieß, ein „Nein“ zum Versandhandelsverbot sei quasi alternativlos, twitterte der prominente Fliegenträger jetzt am Samstag, ein Versandhandelsverbot sei „für [die] SPD nur möglich, wenn Zuzahlung für Chroniker ganz wegfiele“. Damit überrascht er nicht nur die Apothekerschaft, sondern offenbar auch seine Parteigenossen: Auf die Frage, wie er das gemeint habe, können die nur antworten: „Das wüssten wir auch gerne“.
Dafür, dass er kürzlich dem Bundesgesundheitsminister vorgeworfen hat, in der Versandfrage vor der Apothekerlobby eingeknickt zu sein, wäre das jetzt aber ein sehr plötzlicher Meinungsumschwung. Aber vielleicht hat er sich ja auch nur unklar ausgedrückt, weil er mit den neuen Medien noch nicht so gut umgehen kann?
In jedem Fall gibt uns das Wochenendgetwittere Rätsel auf.