Im folgenden Post erläutere ich, warum ich gegen den medizinischen Einsatz von Cannabis bei ADHS bin und warum ich nicht möchte, dass die Krankenkasse dafür zahlt.
Seit einigen Monaten lese ich in einer Facebook-Gruppe zum Thema Medizinischer Einsatz von Cannabis. Keine Ahnung, wer mich in diese Gruppe eingeladen hat.
Um es klar zu stellen: Ich halte den medizinischen Einsatz von Cannabisprodukten bei Tourette und chronischen Schmerzen nach Ausschöpfung von anderen Optionen und unter Abwägung der Risiken für vertretbar. Auch wenn ich die bisherige Studienlage nicht so überzeugend finde. Aber immerhin, offen sollte man sein.
Bei ADHS sehe ich das grundlegend anders. In der Facebook-Gruppe werden nun zwei ärztliche Kollegen (Dr. G. und Frau Dr. M) quasi als Bezugsquellen genannt. Passenderweise stellen die beiden privatärztlich tätigen Ärzte auf ihren jeweiligen Webseiten dann gleich Unterlagen zur Antragstellung zur Verfügung bzw. scheinen sich mit einer „Studie“ mit positiven Berichten quasi gleich selber die Berechtigung zu bescheinigen, dass Sie eine gute Sache betreiben.
Das Gehirn eines ADHSlers ist sowieso vulnerabel
Nun könnte man ja der Meinung sein: Wer heilt, hat recht. In Sachen ADHS wissen wir, dass gerade Jugendliche und Erwachsene in einem extrem hohem Maß Cannabis konsumieren. Je früher man kifft, desto höher die Gefahr einer drogeninduzierten Psychose. Aufgrund der Entwicklungsverzögerung des ADHS-Gehirns bzw. der neurobiologischen Abweichungen (u.a. im Dopamin-System) weisen ADHSler nun sowieso eine erhöhte Gefahr für Psychosen auf.
Es ist also keine besonders sinnvolle Idee, dieses vulnerable Gehirn dann mit Cannabis zu belasten. Ob nun medizinische Cannabinoide da wirklich ungefährlicher sind, steht in den Sternen. Immerhin müssen diese Produkte nicht so getestet werden, wie wir es für ein Arzneimittel fordern würden. Damit haben sie erstmal natürlich auch keine Nebenwirkungen. Sehr praktisch.
Nun behaupten die Befürworter der Cannabis-Anwendung bei ADHS, das es hilft. Das mag ja sein. Es gibt dafür aber so gut wie überhaupt keine Belege oder wissenschaftliche Erkenntnisse.
Was wir aber wissen, ist, dass Cannabinoide Schaden anrichten können. Aber auch das sei erstmal dahin gestellt.
Wird jetzt die Krankenkasse Cannabis bei ADHS verschreiben?
Mit dem Beschluss des Bundestags wird die Verschreibung von Cannabis zunehmen. Es wird wesentlich einfacher sein, die Präparate an die Frau oder an den Mann zu bringen. Das mag ja auch okay sein.
Interessant wird aber sein, ob dann die Krankenkassen diese umstrittene Maßnahme auch bezahlen. Denn von sich aus leisten kann sich das kein ADHSler. Weshalb sie ja dann auch meist wieder „auf der Straße“ Haschisch besorgen.
Aber jetzt soll ja wie gesagt die Krankenkasse dafür zahlen. Ich hoffe, dass sie das bei ADHS auf keinen Fall macht!
Auch wenn eine ärztliche Begründung gegeben sein muss, warum Cannabinoide als Therapie eingesetzt werden, so verfügen die beiden genannten Kollegen G. und M. meiner Ansicht nach nicht über die Kompetenz, bei etlichen Krankheitsbildern zu entscheiden, ob andere Behandlungsoptionen wirklich ausgereizt sind. Das sollte nach meiner Meinung wirklich Schwerpunktpraxen oder Uni-Ambulanzen vorbehalten sein.
In der Facebook-Gruppe ist ziemlich klar zu lesen, dass sich die Betroffenen eigentlich einen legalen und von der Krankenkasse bezahlten Weg zum Cannabis wünschen. Wünschen darf man ja gerne ...
Cannabis: Selten die allerletzte Option
Aber ich kann – bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen – meist nicht erkennen, dass die therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft wären.
Zumal bei einigen der dort aktiven Schreiber in den Sternen steht, ob eine ADHS-Diagnose überhaupt korrekt gestellt wurde.
Im Kern reicht ja, wenn man zu einem der beiden Kollegen fährt, dort seine Behandlungsgebühr abdrückt und dann sagt: Ich habe ADHS, ich bin nicht behandelbar, schreib mir Cannabis auf. Unterstützen sollte man das aus meiner Sicht aber nicht.
Es ist ein kontroverses Thema. Auf Diskussion bin ich gespannt.