Es war mal wieder außergewöhnlich viel los in den ersten Wochen des Jahres. Mit den normalen Sprechstundenzeiten war der Ansturm auf die HNO-Praxis nicht zu bewältigen. Viele Überstunden, viele Patienten zwischendurch, vorher, hinten dran.
Und jetzt, fünf Wochen vor Ende des Quartals, ist mein mir zugewiesenes Budget aufgebraucht. Ich bin erst wenige Jahre in diesem GKV-System, aber so früh war ich noch nie an diesem Punkt angelangt.
Und jetzt? Wie konnte das passieren? Gibt es andere Dienstleister, die irgendwann für ihre Arbeit nichts mehr bekommen? Ist hier jemand Schuld? Muss ich das so hinnehmen?
Antwort auf die letzte Frage: Ja, das muss ich so schlucken. Keine Chance. Klar, es ist auch den vielen Infektwellen geschuldet, die durch unsere Gegend zogen.
Hätten alle Patienten wirklich zum Facharzt gemusst?
Sicherlich waren auch die Hausärzte mit der Menge an Patienten überfordert. Denn mindestens 20 Prozent der Patienten, die ich wegen einfacher Infekte gesehen habe, mussten entweder gar nicht zum Arzt oder zumindest nicht zum Facharzt. Hier meine ich zum Beispiel Patienten mit Halskratzen ohne Fieber und Schmerzen. Aber man wollte das mal abklären lassen. Und nein, der Hausarzt könne ja so tief nicht in den Hals sehen wie ich als HNO-Arzt.
Es waren auch einige dabei, die beim Hausarzt schon maximal medikamentös behandelt wurden, aber bei denen entweder nach 12 Stunden immer noch keine Besserung eingetreten war oder der Hausarzt hatte ihnen angeblich gesagt, man solle sicherheitshalber auch gleich noch zum Facharzt gehen.
Und wer ist Schuld?
Schuld? Tja, gehen wir in Deutschland zu häufig zum Arzt? Ist so ein Budget sinnvoll oder werden die Fleißigen und Guten bestraft? Also Schuld bei der Gesellschaft und/oder Politik?
Vertreten Anwälte Mandanten irgendwann ohne Bezahlung, weil sie ja schon genug Mandanten hatten? Nehmen Heilpraktiker in den letzten zwei Wochen kein Honorar mehr? Ist die Verwaltungsgebühr auf dem Amt ab dem 1.000 Kunden für lau?
Ich werde trotzdem weitermachen. Klar, an den Patienten kann man das ja nicht auslassen. Der Druck auf unsere Terminvergabe ist weiter enorm und ich kann vielen Menschen helfen. Sie sind eben keine Kunden oder Versicherte, nicht für mich, sondern Patienten, Leidende.
Ein komisches Gefühl bleibt aber irgendwie doch.