Immer wenn im Körper etwas kaputtgeht und erneuert werden muss, dann sind die Stammzellen gefragt. Stammzellen sind kleine Wunderwerke, die ständig damit beschäftigt sind, neue Zellen für Muskeln, Blut, Knochen und Nerven zu produzieren. Auch wenn ein Gewebe krank oder verletzt ist, dann kommen die Stammzellen zum Einsatz und beginnen mit den Reparaturaufgaben. Das größte Wunder ist jedoch, dass Stammzellen sich selbst erneuern, das heißt sie teilen sich. Die Tochterzelle ist die perfekte Kopie und hat genau die gleichen Eigenschaften wie die Mutterzelle.
Ganz besondere Bausteine
Aus nur einer einzigen befruchteten Stammzelle entsteht ein kompletter Mensch. Durch die ständige Vermehrung der Zellen hat jede Person bis zu 100 Billionen Körperzellen und 200 verschiedene Zellarten. Die Stammzellen reparieren, regenerieren und bauen auf. Doch Stammzellen altern und so nimmt ihre Zahl im Laufe des Lebens kontinuierlich ab. Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten hingegen bleiben. Daher sind Stammzellen nicht nur die wichtigsten Bausteine des Lebens, sie sind auch sehr interessant für die regenerative Medizin, denn sie können für therapeutische Maßnahmen zum Einsatz kommen. Die besten Voraussetzungen dafür bringen die noch jungen Stammzellen mit. Besonders vital und potent sind daher die Stammzellen aus der Nabelschnur. Werden sie für die Zukunft aufbewahrt, können sie zu einem späteren Zeitpunkt ein Menschenleben retten.
Stammzellen aus der Nabelschnur
Stammzellen altern mit dem Menschen. Im Laufe des Lebens werden die Wunderzellen durch Umwelteinflüsse geschädigt. So können sich auch Mutationen in ihnen ansammeln. Für die Forschung und die Therapie sind daher junge und gesunde Zellen besonders wertvoll. Die neonatalen Stammzellen, wie die Stammzellen aus der Nabelschnur auch genannt werden, bringen diese wichtigen Eigenschaften mit. Bei ihnen handelt es sich um die jüngsten adulten Stammzellen des Menschen. Ihre Gewinnung ist einfach, risikolos und mit keinerlei ethischen Bedenken verbunden. Denn normalerweise wird die Nabelschnur samt dem darin enthaltenen Blut und der Plazenta im Anschluss an die Geburt in den Klinikmüll geworfen und entsorgt.
Die Stammzellen lassen sich jedoch durch eine Punktion der Nabelschnurvene entnehmen und auf Eis legen. Möglich macht dies die moderne Kryokonservierung, die Gewebe über flüssigen Stickstoff für Jahrzehnte aufbewahren kann. Bei so niedrigen Temperaturen kommen alle Prozesse in den Zellen zum Erliegen. Das heißt: Die Stammzellen altern nicht. In den Kryotanks sind sie außerdem vor schädlichen Umwelteinflüssen und Krankheitserregern geschützt.
Stammzellen spenden
Immer mehr Eltern entscheiden sich dafür, die Stammzellen privat einzulagern und die Zellen so für den Nachwuchs für die Zukunft aufzubewahren. Wenn das Nabelschnurbluts gesichert werden soll, dann stellt sich bei vielen Eltern auch die Frage, ob die Zellen aus der Nabelschnur vielleicht auch gespendet werden können. Die Möglichkeit, Stammzellen auch zu spenden, gibt es bereits. Das gespendete Blut aus der Nabelschnur ist für fremde Empfänger bestimmt. Eltern, die die Stammzellen ihres Kindes spenden möchten, müssen bedenken, dass die Anforderungen an ein Stammzelltransplantat sehr hoch sind. Nicht alle gespendeten Stammzellen schaffen diese Hürde. Sie können dann allerdings zumindest noch für die medizinische Forschung verwendet werden. Damit kann zwar nicht direkt ein Menschenleben gerettet werden. Jedoch sind wissenschaftliche Erkenntnisse unumgänglich, um die Stammzellenforschung weiter voranzubringen. Nur so können neue Stammzellentherapien gegen bislang nicht heilbare Krankheiten gefunden werden.
Wem können die Stammzellen helfen?
Stammzellen können Leben retten, denn sie gelten als sehr gute Option bei Krebserkrankungen wie Leukämie oder Neuroblastom. Stammzellen aus der Nabelschnur helfen aber auch Menschen, die unter Blutbildungsstörungen wie einer Beta-Thalassämie oder unter einer aplastischen Anämie leiden. Auch bei Defekten, die das Immunsystem betreffen, wie das zum Beispiel bei SCID, einem schweren, angeborenen Immundefekt, oder beim Wiskott-Aldrich-Syndrom der Fall ist, haben Stammzellen ihre Nützlichkeit schon unter Beweis gestellt. Bei einem frühkindlichen Hirnschaden und einer Typ-1-Diabetes bei Kindern kamen Stammzellen aus Nabelschnurblut bereits im Rahmen von Studien zum Einsatz.
Stammzellen haben in der modernen Medizin seit langer Zeit einen festen Platz. Sie werden bereits seit mehr als 50 Jahren bei der Behandlung von schweren Erkrankungen eingesetzt. Es gibt jedoch noch viele Krankheiten, für die Stammzellen ein sehr großes Potenzial bieten.