Ich öffne die Augen und befinde mich wieder im Bett, im Zimmer. Sekundenschlaf? Nein, die Uhr meint, es sei drei Stunden später. Kein PONV. Kein Schwindel. Keine Schmerzen. Der Versuch, mich einen Millimeter zu bewegen, treibt mir die Tränen in die Augen – vor Schmerzen. Mo. Noch einmal Mo. Noch einmal Mo.
Das geht so weiter, alle 30 Minuten Mo. Bis irgendwann die Blase drückt. Alleine Aufstehen? Fehlanzeige. Wie steht man auf nach einer Bauchoperation? Da war doch was mit auf die Seite drehen und mit den Armen hochstemmen. Ich bin über 30, groß, stark, gesund und von der schmerzunempfindlichen Seite – wie schwer kann es sein, vom Bett fünf Meter zur Toilette zu gehen?
Ein Pfleger, geschätzte 25 und schmächtiger als ich, hilft mir, die Beine aus dem Bett zu heben. Arm in Arm schlurfen wir Richtung WC. Romantik pur. Fehlanzeige, zurück ins Bett. Eine halbe Stunde später der nächste Versuch. Wieder Fehlanzeige. Ich drücke suprasymphysär rum und ertaste eine brettharte Blase. Fuck.
Schmerz, Scham und Morphin
Einerseits wollte ich heulen vor Scham und Schmerz, andererseits war ich nur froh darüber, die 1,5 Liter loszuwerden. Scheiß drauf, da lag ich halt mit gespreizten Beinen im Bett, während mir der Pfleger einen Katheter in die Urethra schiebt. Nach knapp 30 mg Mo und dem zweiten Einmalkatheter bricht die Nacht an. Im Sechserzimmer. Womit ich eigentlich kein Problem hätte – wenn es nicht wie in einem Taubenschlag zugehen würde.
Nach vielen Schmerzmitteln kann ich am ersten postoperativen Tag endlich alleine aufstehen. Die Entlassung folgt am zweiten postop. Tag und ich habe SO viel Respekt vor allen Patienten, die größere Operationen und längere Krankenhausaufenthalte durchstehen müssen. Hut ab!