Frau Liene-Mi war eine 80-jährige Dame, sehr nett, vermute ich, sofern sie nicht gerade ins Krankenhaus musste. Der Hausarzt hatte sie geschickt, da sie sich seit Längerem sehr unwohl fühlte und er eine Verschlechterung der Herzfunktion vermutete. Frau Liene-Mi fühlte sich insgesamt sehr grummelig und die ganzen Fragerei ging ihr so langsam auf die Nerven.
Erst der Hausarzt, dann die Aufnahmeschwestern, zwischendurch ihre zwei Töchter und nun wollte diese Aufnahmeärztin schon wieder alles wissen. So krümmte sie sich nun auf der nur so mittelbequemen Liege mit dem Rücken zu mir und beantwortete grimmig meine Anamnesefragen. Ich hatte auch schon ein schlechtes Gewissen.
„Können Sie mir den beschreiben, wie das genau ist, wenn Sie sich nun so schlecht fühlen.“
„Hm, grm ... schlecht halt!“
„Okay. Hm, haben Sie da spezifische Symptome dazu?“
„Ich fühle mich nicht gut!“
Das war echt schwer. Frau Liene-Mi starrte missmutig an die Wand und ich missmutig auf mein Anamneseblatt, auf welches ich bis jetzt diffus „schlecht“ notiert hat.
„Hatten Sie in den letzten Wochen denn mal einen Infekt?“
Hier musste ich wohl etwas undeutlich gesprochen haben, denn Frau Liene-Mi drehte sich nun plötzlich um und schaute mich erstaunt an. Dann sagte Sie etwas empört: „Was wollen Sie wissen?! Ob ich in den letzten Wochen Sex gehabt hätte?!“
Öh, hm. Nicht ganz. Die restliche Anamnese verlief dann aber sehr viel netter.
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