In der Notaufnahme liegt Herr Starck. Seine künstliche Hüfte ist ausgekugelt. Die Hüfte sitzt da sonst eigentlich ganz gut. Seit zwei Jahren ist Herr Starck mit der Hüfte glücklich. Er spielt Tennis, geht Skifahren und hat bereits einen Halbmarathon mit der neuen Hüfte absolviert. Heute hat sich beim Krafttraining, in der tiefen Kniebeuge, aber die Hüfte ausgekugelt.
Herr Starck sieht auch aus wie ein Kraftpaket. Herrlich, da wird die Reposition ein Kinderspiel. Ich frage bei meinem Oberarzt an, ob ich gleich die Anästhesie holen darf. Reposition unter Vollnarkose, mit dem guten Muskelrelaxans.
„Nein, Frau Unfallchirurgin, da streichen die uns glatt wieder einen Punkt aus dem OP-Saal. Nein, nein, das geht sicherlich ganz gut unter Analgosedierung, ist ja wohl Ehrensache.“
Ich wünschte, ich könnte ihm per Telefon die Ausmaße des Oberschenkels schicken. Dann eben so. Geht natürlich nicht. Ach was. Die Rettungsdienstcrew ist noch da, sie feixen. Sowas ist also Frauensache!
Ich rufe den Oberarzt an. Soll er doch selbst reponieren. Als er Herr Starck erblickt, runzelt er die Stirn. Wissen Sie, die Hüftreposition in Analgosedierung ist häufig schwierig. Aber ich mach das mal, das ist Männersache!
Ihm stehen die Schweißperlen auf der Stirn, aber die Hüfte bewegt sich keinen Zentimeter. Ich sage: „Wissen Sie, die Hüftreposition in Analgosedierung ist häufig schwierig.“ Die Anästhesie marschiert an und das gute alte Muskelrelaxans tut seinen Dienst.
„Wissen Sie“, sagt der Anästhesist, „die Hüftreposition mit den Anästhesisten ist immer möglich.“