Herr Gümpzü sollte eine Magenspiegelung bekommen. Für so eine Untersuchung muss der Patient nüchtern sein, da man sonst unter den Frühstücksteilen nicht so viel vom Magen sieht.
Oder aber der Patient würgt das Frühstück während der Untersuchung wieder hoch und atmet es im gleichen Zug ein. Die Lunge resorbiert so ein Frühstück jetzt leider nicht so gut und, öh, deswegen bekommen die Patienten vor der Untersuchung nichts zu essen.
Herr Gümpzü fand das schlecht und nachdem er ziemlich lange warten musste, trank er stattdessen eine große Flasche Orangensaft und einen Liter Kaffee. Die Gastroenterologen sagten, das ginge so nicht. Mit zwei Litern Flüssigkeit im Bauch wäre ihnen eine Magenspiegelung zu kritisch. Herr Gümpzüs Untersuchung wurde auf den nächsten Tag verschoben.
Der nächste Tag brachte zwei komplizierte Notfälle, die den Betrieb aufhielten. Nicht alle geplanten Untersuchungen konnten durchgeführt werden. Als die Gastroenterologen dies gegen Mittag merkten, verschob man Herrn Gümpzü erneut auf den nächsten Tag.
Und: Pech muss man haben, am folgenden Tag hatte man einfach komplett vergessen, Herrn Gümpzü in den Terminkalender einzutragen. Dies fiel gegen Mittag auf, nachdem die magenspiegelnden Gastroenterologen alle schon heimgegangen waren.
Die Schwestern, zitternd vor der Wut des hungrigen Herr Gümpzüs, schickten nun mich vor, auf dass ich die schlechte Nachricht des erneuten Ausfalls der Magenspiegelung verkünden sollte.
Hin ging ich also. Dass ein Patient drei Tag auf seine Untersuchung warten musste, war mir natürlich auch sehr unangenehm. Ich entschuldigte mich sehr ausführlich. Herr Gümpzu war dann auch unglaublich wütend. Ich erwartete hier eine zornige Tirade auf diese schlechte Organisation (zurecht), stattdessen rief Herr Gümpzü:
„Schon drei Tage habe ich kein Frühstück bekommen! DREI TAGE OHNE FRÜHSTÜCK!!! Was denken Sie sich eigentlich!!!“
„Das tut mir sehr leid. Ich werde mich persönlich darum kümmern, dass Sie morgen als einer der ersten zur Magenspiegelung dran kommen.“
„NEIN, NEIN. Das mache ich nicht mehr mit. Noch ein Tag ohne Frühstück, das halte ich nicht aus! Ich brauche jetzt erst mal ein paar Wochen Erholung davon!“
„Oh. Hm. Herr Gümpzü, sind Sie sicher? Ich weiß, das ist alles extrem blöd gelaufen. Aber wenn Sie morgen früh gleich drankommen, dann ist die Zeit ohne Frühstück auch relativ kurz. Das könnte doch gehen.“
Herr Gümpzü willigte schließlich grummelig ein und ich telefonierte mit ungefähr dem halben Krankenhaus, konnte ihm schließlich aber den ersten Untersuchungsplatz des folgenden Tages sichern. Die Gastroenterologen hatten hier wohl auch ein schlechtes Gewissen bekommen.
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