Eine meiner Patientinnen betreut alte Menschen. Sie pflegt sie zu Hause, kümmert sich um ihr körperliches und seelisches Wohlergehen. Diese Beziehungen enden immer mit dem Tod der betreuten Personen. Das hat meine Patientin schon viele Male miterlebt.
Vor einigen Tagen hat sie mir von der alten Dame erzählt, um die sie sich zuletzt gekümmert hat. Es gab eine Verfügung, dass sie zu Hause sterben wollte und als der Zeitpunkt gekommen war, saß meine Patientin am Sterbebett. Sie nahm die alte Dame in die Arme und erzählte ihr Geschichten, von denen sie wusste, dass sie die Sterbende beruhigen würden. Als es vorbei war, holte sie den Arzt, der den Tod bescheinigte. Danach saß sie wieder am Bett der alten Dame und wartete auf die Männer vom Bestattungsdienst.
Als diese schließlich eingetroffen waren, breiteten sie den Leichensack auf dem Boden aus und legten eine Folie hinein, auf die sie den leblosen Körper der alten Dame betteten.
Da platzte es aus meiner Patientin heraus: „Aber das ist doch viel zu kalt!“
Die Blicke der Bediensteten vom Bestattungsdienst seien überrascht gewesen, auch mitleidig, aber verständnisvoll.
So sind wir Menschen. Wir wissen über die Endlichkeit des Lebens, akzeptieren notgedrungen den Tod, aber wenn er im Zimmer steht, bleibt uns nur das Vokabular der Lebenden.