Das sexuelle Verständnis des Mannes ist häufig auf die genitale Sexualität beschränkt. Klappt es nicht mehr, entsteht ein immenser Leistungsdruck, der nur schwer abgebaut wird. Der aktuelle 3. Deutsche Männergesundheitsbericht bringt nun Sextoys für Männer ins Gespräch, die die Zufriedenheit beider Partner steigern und die Lebensqualität erhöhen sollen – ein schwieriges Thema, wie sich zeigt.
Sexartikel und Hilfsmittel standen lange Zeit abgeschlagen weitab in der Schmuddelecke. Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert und Sextoys sind in all ihrer bunten Vielfalt salonfähig geworden, wenn sie auch zumeist noch häufiger die Frauen ansprechen.
Studien oder Erhebungen zum Gebrauch und Nutzen dieser Spielzeuge gibt es trotz aller Offenheit noch immer sehr wenige. Ebensowenig findet sich das Thema in Aufklärungsbüchern für Jugendliche und junge Erwachsene. Das verwundert, denn die Hauptgruppe der Anwender sind junge Menschen im Durchschnittsalter von 35 Jahren.
Wann sind Sextoys für Ärzte interessant?
Für Mediziner kann es vor allem dann intensivere Berührungspunkte mit der Thematik geben, wenn Patienten sie wegen sexueller Problemen, erektiler Dysfunktion oder Schwierigkeiten in ihrer Partnerschaft kontaktieren. Eine umfassende Sexualanamnese gehört dann dazu, wird aber leider noch immer oft zu oberflächlich oder gar nicht abgefragt.
Dabei könnte es sich durchaus lohnen, das Thema im geeigneten Umfeld einmal auf den Tisch zu bringen. Nicht repräsentativen Umfragen zufolge gefällt es 22 % der Männer, gemeinsam mit dem Partner Sexspielzeuge einzusetzen, aber ebenso viele Männer schließen diese Option für sich generell aus. Dabei ist Spielzeug nicht gleich Spielzeug: Gerade Männer mit erektilen Störungen können ihre Sexualität und das Lebensgefühl durch einfache Hilfsmittel positiv beeinflussen. Dazu gehören neben den sogenannten Penisringen auch medizinische Hilfsmittel wie Vakuumpumpen. Ist alles am Ende eine Frage der Definition?
Sextoys und Hilfsmittel für den Mann aus gesundheitlicher Sicht
Selbstverständlich verbinden viele zuallererst einmal Lustgewinn und sexuelle Stimulation mit dem Einsatz von Sexspielzeugen. Doch gerade auch für Männer mit erektiler Dysfunktion, die auf die gängigen PDE-5-Hemmer nicht zurückgreifen können oder wollen, stellen derartige Hilfsmittel durchaus eine wichtige Stütze in ihrer Sexualität dar.
Penispumpen sind für sich genommen erst einmal medizinische Hilfsgeräte und lassen Sexualtität auf den ersten Blick sehr technisiert erscheinen. Ändert Mann aber seine Blickrichtung darauf nur ein kleinwenig, so hält er plötzlich ein sehr wirkungsvolles Spielzeug in Händen, welches die Beziehung bereichern und die Lebensqualität spürbar verbessern kann. Ganz ähnlich verhält es sich mit den sogenannten Spannungsringen für den Erektionserhalt, doch Vorsicht!
Problembelastete Männer unter genitalem Leistungsdruck kommen mitunter auf die skurrilsten Ideen, um ihr Sexleben wieder auf das vermeintlich vom Partner erwartete Höchstmaß zu steigern. Penisringe werden beispielsweise dauerhaft getragen und schädigen dann die empfindlichen Gefäße des Penis, ein Ergebnis, welches in der Tat meist irreversibel ist.
Gefahren im Umgang mit Sexspielzeugen für den Mann
Besonders gefährlich sind auch zweckentfremdete Haushaltsgeräte oder Heimwerkerbedarf:
Ärzte sehen dann meist die Unfallfolgen, doch eine adäquate Beratung und Anleitung zur Auswahl geeigneter Sexspielzeuge erfolgt nicht oder noch viel zu selten.
Einen weiteren wichtigen Punkt nimmt die Hygiene ein. Werden Sextoys gemeinsam benutzt, ist es deutlich leichter, sich z. B. sexuell übertragbare Infektionen (STI) einzuhandeln. Sextoys haben in aller Regel Kontakt zu Körperflüssigkeiten, wie Ejakulat, Vaginalflüssigkeit, Speichel oder Analsekreten. Der Fachhandel bietet hierzu eine breite Palette an Reinigungs- und Desinfektionsmitteln an, ebenso können Kondome das Spielzeug und den Nutzer vor Verunreinigungen und Mikroorganismen schützen.
Die Moral von der Geschicht
Der Markt mit Sexspielzeugen – auch für Männer – boomt. Das Internet ist voll von Portalen und Informationsseiten hierzu. Allerdings können meist dringliche Fragen nach der richtigen Anwendung, zur Hygiene und den möglichen Verletzungsgefahren nicht abschließend geklärt werden. Sinnvoll wäre es daher, offizielle Informationsportale aufzubauen oder über Broschüren aufzuklären.
Da mit Penispumpe & Co beispielsweise auch die urologische Praxis von diesen Fragen tangiert wird, wäre es vielleicht sogar wünschenswert, wenn sich die Ärzte entsprechend auf die Informationssuche ihrer Patienten vorbereiten würden. In jedem Fall sollten aber Kooperationen mit Sexualtherapeuten und Beratern intensiviert werden – Sexualität von männlichen Patienten endet nämlich längst nicht mit dem Rezept für Viagra oder einer Penispumpe.
Sexspielzeuge und entsprechende medizinische Hilfsmittel dienen ein Stück weit dazu, unser Denken von der Erektion und dem obligatorischen Koitus wegzubekommen. Sie helfen, den Fokus auf weitere Aspekte der Sexualität, wie z. B. sinnlichen Genuss, Partnerschaft und Zärtlichkeit zu lenken. Dazu braucht es jedoch Forschung und vor allem Aufklärung. Die Lust am Körper zu entdecken, hilft, den Druck herauszunehmen und steigert sowohl die sexuelle Gesundheit in all ihren Facetten als auch die Lebensqualität der Männer und deren Partnern.
Quelle:
Sextoys – Bedeutung, Gebrauch, Anwendung im Rahmen männlicher Sexualität A. Drews; „Sexualität von Männern“, Dritter Deutscher Männergesundheitsbericht [Hrsg. Stiftung Männergesundheit], Psychosozial-Verlag 2017: S281-290