Immer häufiger hört und liest man, dass Privatleute Medikamente, die sie nicht mehr brauchen, verschenken oder im Internet verkaufen. Da wird schon mal das Insulin der verstorbenen Oma im Netz angeboten. Wie so ein Kleid, das man nicht mehr tragen will.
Würde ich als Diabetiker auf die volle Wirkung einer von einer fremden Person angebrauchten Packung Insulin vertrauen? Bei eBay, facebook und in vielen Foren (vor allem in Kinderwunschforen) findet seit Jahren trotz offiziellen Verbotes ein reger Handel mit gebrauchten, und zum Teil auch schon verfallenen Medikamenten statt.
Doch die Verkäufer sind Privatpersonen ohne gewerbsmäßigen Handel und ohne Gewinnerzielungsabsicht, daher wird das Ganze auch von der Staatsanwaltschaft nicht nachhaltig verfolgt. Gut finde ich das aber absolut nicht. Auch, weil hier keiner im Falle eines Falles die Verantwortung übernimmt, sollte das Medikament doch nicht so wirken, wie es soll. Denn wie heißt es so schön? „Die Verantwortung schwindet mit dem Quadrat der Entfernung.“
Mal eben schnell die Packung Insulin der verstorbenen Oma ins Netz gesetzt … oder die Tavor … oder vielleicht sogar die Fentanyl-Pflaster? Ach, BtM darf man noch nicht mal verschenken? Wie soll der Otto Normalverbraucher denn wissen, wo er die Grenze zu ziehen hat? Ab wann er sich gesetzlich gesehen mit einem Bein im Gefängnis befindet?
Bei Betäubungsmitteln ist vielleicht dem Großteil der Bevölkerung klar, dass man das besser nicht verkauft, aber wie sieht es mit einem „Wundermittel“ gegen Akne aus? Bei Isotretinoin klingeln jedem pharmazeutischen Mitarbeiter sofort die Ohren. Teratogen heißt das Stichwort, fruchtschädigend. Könnte Timo Meyer das Zeug über Ebay an Chantal Müller verkaufen, die gerade im 2. Monat schwanger ist ohne es zu wissen? Weil plötzlich ihre Haut so schlecht wurde und Dr. Google ihr gesagt hat, dass Isotretinoin das beste Medikament dagegen ist?
Braucht man ja heutzutage keinen Arzt mehr, und keine Apotheke. Und Timo Meyer hat damals, als er das Zeug noch genommen hat den Beipackzettel weggeworfen. Das Folgende will ich mir nicht ausmalen. Apothekenpflichtige und verschreibungspflichtige Medikamente gehören bei der Abgabe an den Endverbraucher in kundige Hände, und das Verscherbeln derselben auf privaten Verkaufsplattformen ist in meinen Augen ein Unding!