Im Fernsehen lief kürzlich eine Doku über gefährliche Medikamente. Gefährlich, weil sie aus Kostengründen im Ausland produziert und gestreckt werden. Im Pharmageschäft wird also betrogen? Und extrem billige Medikamente sind gar nicht so gut? Das muss ich erstmal verdauen.
„Das Erste“ hat Mittwoch Abend eine auch für Nichtpharmazeuten spannende Dokumentation gesendet: „Gefährliche Medikamente – gepanscht, gestreckt, gefälscht“. Der Sender schreibt dazu:
„Gestützt auf vertrauliche Dokumente und Ermittlungsakten, auf Aussagen von Whistleblowern, Ermittlern und Experten entsteht das Bild einer Branche, in der nicht wenige Unternehmen buchstäblich über Leichen gehen, um die Rendite zu steigern. Die Dokumentation verfolgt den Weg der Medikamente von der Herstellung zum Patienten und zeigt, wo gepanscht, gestreckt und gefälscht wird – immer öfter mit tödlichen Folgen. Denn es sind längst nicht nur Lifestyle-Präparate, die manipuliert werden, sondern auch lebenserhaltende Medikamente.“
Mit negativen Folgen war zu rechnen
Ganz ehrlich? Wen wundert es denn tatsächlich? Dass Medikamente, die in Drittweltländern produziert werden, zu großen Anteilen nicht der Qualität entsprechen, die wir von Herstellern innerhalb Europas gewohnt sind? Dass auf einem Markt, der international verzweigt ist wie kaum ein anderer, schlussendlich niemand mehr genau weiß, wer was produziert hat? Dass Menschen skrupellos sind und Geld machen wollen, auch auf Kosten der Gesundheit von anderen? Dass die Pharmaindustrie nicht darüber reden will? Dass die Qualität leidet, wenn die wichtigste Vorgabe, wie das Produkt zu sein hat, BILLIG ist?
Offensichtliche Lösungen (in der Theorie)
Am Ende der Dokumentation wird versucht, eine Lösung für die ganze verfahrene Situation zu finden: Es wird der Vorschlag gemacht, dass die europäischen Staaten den Pharmamarkt subventionieren sollen, damit wieder im eigenen Kontinent produziert werden kann. Weil Faktoren wie die Qualität der Ware, die Hygiene und die Arbeitsbedingungen in Deutschland beispielsweise besser kontrolliert werden können als in Bangladesch.
Ach was … Hätte nicht jeder halbwegs vernünftige Mensch das bereits vorher wissen müssen? Muss erst das Kind in den Brunnen fallen – respektive müssen erst Krebspatienten sterben – bis man merkt, dass es auf einem Markt, auf dem so viel Geld umgesetzt wird, auch Gangster gibt?
Erstmal ab ins Ausland
Aber Hauptsache, die Arzneimittelherstellung aus dem teuren Deutschland outsourcen, um die Medikamente dann mit Subventionen wieder zurück zu holen. Und Teile der Politik sind gerade dabei, genau diese Fehler zu wiederholen: die auf qualitativ hoher Ebene arbeitende einheimische Apotheke zu ersetzen durch eine ausländische Firma, die sich vor allem dem Geld der Investoren verpflichtet fühlt. Denn Geiz ist geil, und billich will ich. Unsere Gesundheit sollte uns mehr wert sein. Hoffen wir, dass so mancher es nicht erst am eigenen Leib erfahren muss.