Herr Brozom war bewusstlos. Daher hatte man ihn auf eine Intensivstation gebracht und an ein laut piepsendes Beatmungsgerät angeschlossen. Außerdem sollte Herr Brozom einen zentralen Venenzugang am Hals erhalten, um Medikamente zu bekommen, die kleine Venen in zerbröselnde Paketschnur oder so etwas ähnlich verwandeln.
Also musste ein großer Zugang zu einem noch größeren Gefäß her. Weil sonst gerade niemand übrig und der Venenzugang dringend war, wurde ich abgordnet, dies zu tun. Bewaffnet mit einem mickrigen Ultraschallgerät, welches überaus grisselige Bilder produzierte, legte ich also einen 15 cm langen Zugangsschlauch in eine große Halsvene links – nennen wir diesen Schlauch mal professionell ZVK – und dann machten wir ein Röntgenbild, um zu sehen, wie Herr Brozoms Lunge überhaupt aussah und ob mein Super-ZVK gut im Gefäß lag und nicht etwa, zu weit vorgeschoben, das Herz ärgerte. Die Röntgendame kam und – zing – erhielten wir ein Röntgenbild.
Ich ging also hin und schaute es an. Das Bild. Ziemlich verdreht war es, eine Lungenentzündung hatte er bestimmt auch, der Patient und Moment, hatte ich den ZVK nicht auf der linken Seite angelegt? Ich ging zum Patienten zurück. Oh, ja. LINKS.
„Sag mal, Anästhesist, schau mal auf das Bild, denkst du, es ist seitenverkehrt?“
„Hm, nein Frau Zorgcooperations.“
„Aber warum ist mein ZVK dann rechts?!!“
„Naja, das könnte ein EKG-Kabel sein.“
„Und wo ist dann mein ZVK?!!!“
Hier mischte sich der vorbeilaufende Chirurg ein: „Du hast ihn ins Gehirn geschoben!“
„Das kann gar nicht sein!“
„DOCH, DOCH, ICH SAGE DIR: DU HAST DEN ZVK INS GEHIRN GESCHOBEN!“
Hier rief ich einen Radiologen an, der sagte die Röntgenaufnahme sei sehr verdreht und außerdem seitenverkehrt. Der ZVK liege richtig und auf der linken Seite. Nein, nicht im Gehirn.
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