Die Presseerklärung des Max-Planck-Institut (MPI) für Psychiatrie in München sagt bewusst die Unwahrheit, wenn behauptet wird: 'Pränataler Stress begünstigt Heißhungerattacken - Ausgewogene Ernährung schützt vor Essstörung'. Denn dies bezieht sich nur und ausschließlich auf Versuchs-Mäuse in einer künstlichen Laborsituation und nicht auf bio-psycho-sozial bedingte menschliche Lebensverhältnisse.
Das Max-Planck-Institut für Psychiatrie schreibt unter http://www.psych.mpg.de/2290985/pm1594-heisshunger "Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München haben gezeigt, dass Heißhungerattacken, die auf Stress während der Schwangerschaft zurückzuführen sind, schon im Gehirn des Fötus programmiert werden. Entscheidend ist dabei das Geschlecht des Kindes."
Nach irreführendem Titel und sensationslüstern aufgemachtem Intro erfährt die Öffentlichkeit erst 3 Absätze später: "Im Mausmodell konnten die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie die Aktivierung der zentralen Stressantwort während einer fortgeschrittenen Schwangerschaft biologisch nachbilden".
Auch in der Originalpublikation "A Methyl-Balanced Diet Prevents CRF-Induced Prenatal Stress-Triggered Predisposition to Binge Eating-like Phenotype" von Mariana Schroeder et al. http://www.cell.com/cell-metabolism/fulltext/S1550-4131(17)30287-5 wird zunächst verschwiegen, dass es sich ausschließlich um Mäuse-Experimente handelt, die k e i n e s f a l l s problemlos auf menschliche Populationen übertragen werden können. Das Autorenteam weist weder im Titel, noch in der Zusammenfassung seiner Studie darauf hin, dass es ihnen um reine M ä u s e - Probleme geht. Erst im 3. Absatz der Einführung [Introduction] wird auf Mäuse als Versuchspersonen hingewiesen, nachdem man sich ausführlich über "binge eating disorders" (BED) beim Menschen nach dem MSD-V Manual ausgelassen hat.
Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Mäusekreisen verlautet, gibt es bei Mäuseschwangerschaften keine dem Menschen entsprechenden, komplexen bio-psycho-sozialen Stresssituationen:
1. keine schwangerschaftsfeindliche Arbeits-, Geschäfts- und Lebenswelt
2. keine innerfamiliären Konflikte und problematische Schwiegereltern
3. keine Verhütungspannen, Reproduktionsmedizin und zwischenmenschliche Sexualkonflikte
4. keine ungewollten Schwangerschaften, Schwangerschafts- und Vaterschaftskonflikte bzw. sexualisierte Gewalt.
Deshalb musste in der Studie auch ein künstlicher, durch Corticotropin releasing Faktor (CRF) induzierter perinataler Stressfaktor (PNS) herhalten, der beim Menschen gar nicht einsetzbar ist, um ein Binge-Eating-ähnliches Verhalten bei den weiblichen Mäuse-Nachkommen mittels Hypomethylation des Hypothalamus hervorzurufen ["Here, we show that corticotropin releasing factor (CRF)-induced prenatal stress (PNS) in late gestation predisposes female offspring to BE-like behavior that coincides with hypomethylation of hypothalamic miR-1a and downstream dysregulation of the melanocortin system through Pax7/Pax3"].
Die zugleich im Publikationstitel erwähnte Notwendigkeit einer "Methyl-banzierten Diät" ist somit doch auch eher die Folge einer stressigen Hyperstimulation schwangerer Mäuse-Frauen mit Corticotropin releasing Faktor (CRF). Sie schafft damit offensichtlich erst die eigentliche Krankheit, welche die "geschätzte" Autorenschaft zu behandeln vorgibt. Und schwangere Menschen-Frauen dürften keinesfalls zusätzlich mit CRF während ihrer Schwangerschaft malträtiert und gefährdet werden. Das wäre unethisches, menschenverachtendes Verhalten.
Deshalb reicht allein das Motiv einer sensationslüsternen Berichterstattung als Erklärung aus, warum nahezu alle Publikumsmedien diese Mäuseuntersuchung geradezu frenetisch als zukunftsweisend für die gesamte Menschheit bei der Bewältigung von Ess-Störungen feiern will. Selbst DocCheck News hat die Pressemitteilung des Max-Planck-Institut für Psychiatrie mit dem Titel: "Essstörung: Wenn Mama Stress hat" http://news.doccheck.com/de/newsletter/4097/26425/ relativ unkritisch übernommen.