Der zunehmende Wunsch nach weitgehend „natürlicher“ Ernährung mit rohen, möglichst unbehandelten Lebensmitteln führt nicht nur in den USA dazu, dass die Milch, die direkt aus dem Kuheuter fließt, besonders angesehen ist. Gibt es einen Krankheitsanstieg durch kontaminierte Roh-Milch und Milch-Käse-Produkte?
Die Studie
Ist der Verzehr von Rohmilchprodukten mit einem erhöhten Risiko, zu erkranken in Verbindung zu bringen? Mitarbeiter des EpiX Analytics Labor in Boulder, Colorado, untersuchten mit Unterstützung des United States Department of Agriculture Special Research Grant und der Pennsylvania Agricultural Experiment Station die Zusammenhänge.
Sie analysierten die Daten der Krankheitsausbrüche in den USA in den Jahren 2009 bis 2014, die durch Verunreinigungen von Kuhmilch oder Kuhmilchkäse mit enterotoxinproduzierenden Escherichia coli (EHEC), Salmonella spezies, Listeria monocytogenes oder Campylobacter spezies ausgelöst wurden.
Die Ergebnisse
Demnach wurde festgestellt, dass es im Durchschnitt pro Jahr 761 Erkrankungen und 22 Krankenhauseinweisungen bei derartigen Krankheitsausbrüchen gab. Obwohl Rohmilch bzw. Rohmilchkäse nur bei 3,2 Prozent bzw. 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung auf dem Speiseplan stehen, wurden dadurch ursächlich 96 Prozent der Erkrankungen hervorgerufen.
Die Risiken
Das Erkrankungsrisiko durch eines der vier gennannten pathogenen Keime ist bei Rohmilchkonsumenten 840-mal so hoch wie bei Menschen, die erhitzte Milch konsumieren. Das Risiko für Krankenhausaufnahmen ist um den Faktor 45 erhöht.
Es wird vom Autorenteam darauf hingewiesen, dass die reale Situation und die Krankheitsgefährdung eher unterschätzt werden, denn sie konnten nur gelmeldete Ausbrüche auswerten. Sporadische Erkrankungen durch kontaminierte Rohmilchprodukte treten sehr wahrscheinlich häufiger auf.
Wie clean kann ein Kuheuter sein?
Ganz ehrlich, wer glaubt denn, das Euter einer Milchkuh im Vierfüßlerstand sei primär frei von potenziell gefährlichen Keimen. Die Pasteurisierung von Milch und Milchprodukten ist doch deshalb erfunden worden, um die Menschen vor bovinen Fäkalkeimen und möglicherweise multiresistenten Keimen (nach veterinärmedizinisch indizierter Antibiose?) zu schützen.
Stichwort Pasteurisierung
Wikipedia erklärt unzweideutig: „Pasteurisierung wurde nach dem französischen Chemiker Louis Pasteur benannt und 1864 entwickelt. Pasteur hatte erkannt, dass durch kurzzeitiges Erhitzen von Lebensmitteln und anderen Stoffen die meisten der darin enthaltenen Mikroorganismen abgetötet werden. Sind so behandelte Stoffe in einem abgeschlossenen Bereich, können auch keine neuen Mikroorganismen in diese eindringen. Unter Zuhilfenahme eines speziell angefertigten Glaskolbens, des Pasteurkolbens, wurde diese Methode sehr eindrucksvoll demonstriert. Bei Lebensmitteln kann dadurch die Haltbarkeitszeit deutlich gesteigert werden. Zugleich war mit diesem Versuch auch die Urzeugungsthese widerlegt.“
Gefährliche Rohmilch?
Völlig unbehandelte Rohmilch gilt infektiologisch zu Recht als gefährlich. Ebenso wie Roh-Ei, das z. B. in Profiküchen nicht unbehandelt weiter verarbeitet werden darf, um Enterobakterien-Infektionen vorzubeugen. Überspitzt formuliert: Intelligente Menschen trinken keine Rohmilch. Den anderen sollte es verboten sein. Sonst könnte man ja getrost auch auf: „Nach dem Klo und vor den Essen, Händewaschen nicht vergessen“ verzichten, oder?